Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Novelle von L. Haidheim. 119
noh mit einem einzigen Bli> ſich na< ihrem Verehrer umzuſehen, ging ſie hinüber in das an den Laden ſtoßende Mäntelſager.
Es war no früh, man bedurfte ihrer niht gleich. Statt deſſen rief der alte Herr Reinert, wie ex im Gegen= ſaß zu ſeinem Sohne Georg genannt wurde, ſie in den Laden.
„Kommen Sie doh einmal, Fräulein Mühlbrandt, rathen Sie mix, was ſoll ih mit dieſen Befaßſtücken anz fangen? Es iſ eine Schande, ſie koſten ein Heidengeld und gehen niht; wir müßten eine andere Verwerthung für ſie finden, ſie find zu hübſch und zu theuer!“ ſagte ex und zeigte auf einen ganzen Kaſten voll von ſehx hübſchen ſeidenen Liben in allen Farben und Muſtern.
Sie ſah ſich die Sachen an. Es war in der That ein Schaden für den Chef, daß ſie, „der Mode entgangen“, nun für ein Spottgeld losgeſ<hleudert werden mußten. Plößlich fiel ihr etwas ein.
„J<h hole den Bazar, Herr Reinert, die ganzen Lißen laſſen ſi<h gut verwenden, denk" ih!“ rief ſie Heiter, und fort wax ſie ſchon und fam na< wenigen Minuten mit dem Muſterbogen zurück.
Dann machte fe dem Herrn Prinzipal ihre Ideen klar und er wax hoch befxiedigt davon.
„Sie ſind ein Prachtmädchen! Das iſt ein ausgezeich= neter Einfall!“ lobte ex ſie <munzelnd und ſandte ſofort einen der Lehrlinge ab, eine Pubmacherin herzubeſcheiden, welche für das Geſchäft arbeitete und dann mit ihren Gez hilfinnen in demſelben Zimmer ſaß, in welchem Élſe ihren