Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
120 Wegen Meineids.
Mantel abgelegt und Georg Reiners Gruß empfangen hatte.
Am Nachmittage ſchon war Madame Willmer mit dret jungen Mädchen an der Arbeit. Jm Laufe des Lages wurden ſhon eine ganze Anzahl von Libenſtü>ken ver= wendet. Elſe Mühlbrandt hatte immer neue glüliche deen und nah Verlauf des zweiten Tages ſtand ein ganzer Haufen von Kartons mit den modernſten Toilettegegen= ſtänden gefüllt.
Herr Reinert war voller Freuden, das Geſchäft konnte ihm einen ganz hübſchen Gewinn liefern. Aber auh no etwas. Anderes machte ihm große, heimliche Genugthuung, das verſparte er ſi< aber auf den Abend, wenn ex mit ſeiner Frau allein wax. Vorläufig ging er nux hände reibend und f{<munzelnd im Laden auf und ab, machte den Kundinnen angenehme Redensarten, ni>te Clſe zu und ſchalt weniger als ſonſt mit ſeinen jungen Leuten.
Bei aller guten Laune war ex ber doh Phyſiogno=mifer, wie es nux jemals ein Herr von der Konfektions-= branche geweſen! Das war eben auch ſeine Force! Er ſah es ſogleich, ‘in welcher Stimmung eine Dame in ſeinen Laden trat, ob ſie kaufen würde oder niht, ob ſie das Geld gleich disponibel hatte oder mit Anſpruch auf Kredit das Geſchäft machte.
„Was hat das Mädchen nur!“ dachte er ein paarmal heute, wenn ex Elſe anſah. „Sie hat etwas Erregtes, ſie iſt niht ſo bei der Sache wie ſonſt.“ Aber ſie gab zu einem Tadel auh nicht den leiſeſten Anlaß.
Ja, Elſe war aufgeregt, ſie hätte es niht leugnen