Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Novelle von L. Haidheim. 121
können; denn Herr Georg Reinert hatte ſi< gegenüber den Erflärungen der würdigen Paſtorin keineswegs geduldig und ergeben gezeigt, ſondern ſo leidenſchaftlih, daß Elſe in der That Uxſache hatte, irgend eine Extravaganz des jungen Herrn zu fürchten.
„Liebſt Du ihn, Elſe? Ex ſagt es! Er ſchwört darauf |“ Hatte die Mutter ſie angſtvoll gefragt.
„Ach, Muitex, wohin ſollte das führen? Jh und er! Gern habe ih ihn, ſehr gern, und es könnte au< wohl mehr daraus werden, wenn Alles paßte; aber foll ih zwiſchen ihn und ſeine Eltern treten? Jch bin mix zu gut dazu, mich von ihnen zurü>weiſen zu laſſen!“ hatte Elfe halb traurig, halb ſtolz erklärt.
„Gott ſei Dank, daß Du vernünſtig biſt!“ ſagte die Mutter. Ach ja, vernünſtig! Wenn ein armes Mädchen niht vernünftig ſein wollte! Clſe wußte gut genug, wohin das führte,
Nun war es endlich ſo weit, daß das Geſchäft geſchloſſen wurde. Den ganzen Lag war ſie in Angſt geweſen, Georg Neinert würde ſelbſt unter ixgend einem Vorwande kommen. Das hatte ex nun aber glücklicher Weiſe niht gethan. Jedoch hatten die Erfahrungen der lebten Zeit ſie belehrt, ſie bli>te erſt verſtohlen und vorſichtig durch das Laden= fenſter, hinter einer Modellfigux verſte>t hinaus auf die Straße. Richtig, dort hinten an der Ee ſtand ex; ihu ſelbſt ſah ſie nicht, abex ſein großer Leonberger lief dort, und wo der war, da konnte man ſicher ſein, auch ſeinen Herrn zu treffen. Sie ließ ſich nichts merken, ging ruhig, als hätte ſie etwas vergeſſen, in das Hinterſtübchen zuriick