Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
122 Wegen Meineids.
und ſehte ſich dort an den Tiſch, dex, ebenſo wie der Fuß= boden, ganz bede>t war mit den Schnibeln und Abfällen der Pubmachexarbeit.
Wie ſie ſo im Warten, mit einem dumpfen Schmerz im Herzen, auf dieſe Verwirrung hinſah und an Georg Reinert dachte, kam ihr die Erinnerung an all’ die \röh=z lichen Stunden, die ſie und die Jhrigen in dem Stübchen daheim mit ihm verlebt.
Georg war Otto's Schulkanerad geweſen; von ihrem neunten Jahre an hatten ſie gemeinſam das Gymnaſium beſucht. Damals war Georg täglich bei ihnen; Herr Reinert sen. hatte wenig Zeit, ſih um ſeinen Sohn zu filmmern, die Mutter ſaß unter einer ganzen Reihe fleinerer Kindex, beide Eltern hatten es gern geſehen, daß die Paz ſtorin ihren Georg bei ſih aufnahm. Zu irgend einer Gegenhöflichkeit waren ſie niemals gekommen und weder die Paſtorin, noch Georg verlangten darna<h. Elſe ging damals in die Töchterſchule, ſie wollte auch Gouvernante werden, wie hundert andere Mädchen. Abex mehrere Jahre des ernſtlichen Kränkelns machten das angeſtrengte Lernen unmöògli<, und Otto ſagte, Elſe ſolle etwas lernen, womit ſie zu Hauſe ihr Brod verdienen fönne. Cinſtweilen mußte das noch ſo junge, ungewöhnli<h lang aufgeſchoſſene Mädchen nux viel im Freien ſich aufhalten, und ſo kam es, daß Clſe ihren Bruder Otto und Georg öſter auf ihren Ausflügen begleitete. Wenn Otto dann ſpäter in den Univerſitätsfexrien nah Hauſe kam, war Georg ſtets wieder bei ihnen; ex arbeitete auf dem Comptoir eines großen Korngeſchäftes, und ſo blieb Alles beim Alten.