Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

128 Wegen Meineids.

Dieſer Georg! Was hatte ſie geſehen! Was hatte ſie erleben müſſen! Einem leichtfertigen Liebesverhältniß lief er nah! Einer Perſon, welche ihn an ſi lo>e, um ihren braven Georg in's Verderben zu ziehen!

Frau Reinert war eine ſtreng re<tſ<haffene, gute Frau, eine treue, liebevolle Mutter, eine exgebene Gattin und tüchtige Hausfrau. Nie ließ ſie Unreines, Unlauteres über ihre Schwelle kommen, wenn ſie es irgend verhindern fonnte. Und ihr mußte ſo elvas paſſiren! Sie Hatte Georg exfannt, das Mädchen nicht. Aber Liſa ſagte, es ſei Elſe Mühlbrandt, das Ladenfräulein geweſen, und als Liſa zu der Mutter Aerger ſi<h no< einmal umbli>te, da betheuerte ſie, Clſe ganz beſtimmt exkaunt zu haben.

So ärgerli<h und aufgeregt war Frau Reinert ſeit langer Zeit nicht geweſen. Als dann aber ihr Gatte herein trat, händereibend und vergnüglich ſ{<hmunzelnd, da nahm ſie ſich doch zuſammen. Sagen wollte ſie es ihm, das war ihre Pflicht, aber es that ihr leid, ſeine gute Laune jeßt gleich zu ſtören.

„Was meinſt Du, Schaß, könnten wir heute nicht einz ital allein hier bei Dix Thee trinken? Jh habe Dir viel zu ſagen, und mich verlangt na< einer ſtillen Stunde dazu!“ ſagte ev.

Sie nite freundlich. Er war immer ſo beſchäftigt, fo von ſeinen Sorgen und Gedanken hingenommen, es kam ſelten vor, daß ſie ein trauliches Stündchen hatten , denn gewöhnlich ging er Abends in ſeinen Club.

„Was haſt Du denn, Albert? Du ſcheinſt fo ſehr ver= gnügtl“ fragte ſie und legte ihrem Mann beide Hände