Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

132 Wegen Meineids.

„Ach, mache Dix doch keine Sorgen; mit der Elſe Mühlz brandt — das iſt nichts. Die hält ſi zu gut für Liebeleient und iſt zu klug, um nicht zu wiſſen, wer Georg und wer ſie iſt.“

Dex Thee wurde gebracht; ſpäter kamen ‘die Kindex, um „Gute Nacht“ zu ſagen. Die Reinerts hatten außer Georg, dem älteſten, noh zwei Söhne im Auêland. Liſa ivar von drei dann folgenden Schweſtern die älteſte, und zuleßt kam noh ein jeht etiva ſiebenjähriger Knabe, der - Verzug des ganzen Hauſes.

Sn Liſa's Bli>en las die Mutter zu ihrem Miß= behagen die funkelnde Neugier. Wußte Papa Georgs Verbrechen ſhon? Jet wollte ſie aber mit ihr nicht weiter davon ſpre<hen; wenn Georg ſi verlobte, wurde ohnehin Alles gut, vielleicht war es Lifa gegenüber am beſten, die Sache todtzuſchweigen.

Noch lange ſaßen Mann und Frau zuſammen. Es famen ſolche Vertrauensſtunden ſelten, aber das lag în den Verhältniſſen, nicht in irgend welcher inneren Zuſammen= hangsloſigkeit. Sie führten eine ſehr friedvolle, gute Che, in allgemeiner Achtung anerkannt.

Heute rechnete Herr Reinert voll Befriedigung ſeiner Frau vor, wie ſie weiter gekommen waren in den lebten Jahren; ſeine Söhne ſollten es dermaleinſt gut haben und die Mädchen wurden „gute Parthien“. Da Georg jeßt in die Firma Neurath heirathete, ſo konnten Auguſt und Karl das Konfektionsgeſchäft übernehmen, und ſie, die Alten, ſich in vier, fünf Jahren mit den Töchtern in eine Villa vor dem Thore zurückziehen , wie Neurath das jet ſchon wollte. ö