Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

136 Ñ Wegen Meineids.

Paſtorin Mühlbrandt iſt ſicher noh nie der Gedanke ge= fommen, daß ſie unter unſerem Stande wäre.”

Es half nihts — fein Zureden, kein Bitten.

„Jh könnte Elſe aufgeben, Mutter. Aber nie und nimmer würde ih Euch vergeſſen, welches Opfer Fhr von mir ge fordert, und niemals brächtet Jhr mich zu einer anderen _ Heirath.“ Das war die Summe von allen Hinz und Herreden.

Doch eins bat ſie von Georg und er that ihr zu Liebe freiwillig den Schritt.

„Geh! dem Vater aus dem Wege, Georg, reiſe für zwei Wochen oder ſo lange Du willſt na< Bremen zum Onkel Auguſt, damit Du ruhig wirſt und der Vater auch. F< will das Beſte, glaube mir; aber ih werde nie gegen Deines Vaters Willen handeln. So laſſe mih verſuchen, auf ihn zu wirken. Aber reiſe gleich ab; ſprich nicht erſt wieder mit dem Mädchen; das eine Opfer bringe mir! Dann ſieht der Vater auh, daß ih niht mit Dix im Bunde bin.“

Georg willigte ein. Dex Rath war in jeder Hinſicht gut. Ex konnte jekt ſeinem Vater nicht gleich wieder be= geguen. Es war ja möglich, daß es der Mutter gelang, ihn zu beruhigen.

Und dann patte Frau Reinert ſelbſt ſeinen Koffer, fuhr mit ihm zux Bahn und umarmte ihn in heißen Schmerz; er war ihr Liebling, ihr ganzer Stolz.

„Jeh vertraue Dir, Mutter; ſorge, daß Clſe nichts geſchieht; ſie iſt unſchuldig an Allem!“ war Georgs Ab= ſchiedswort. —