Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L. Haidheim, 139

daß Elſe niemals die Seine werden könnte gegen den Willen ſeiner Eltern, und dann bat ſie ihn, niht wieder zu ſchreiben, da Clſe tief betrübt ſei, ihm ſo viel Schmerz bereiten zu müſſen. So gingen fünf Tage hin,

„Wie ein Gewitter hängt es über mix; ih fürchte jeden Augenbli> eine Scene mit Herrn Reinert ,“ klagte Elſe mehrere Male.

Endlich war der Sonnabend Abend herangekommen. Die Wochengehältex wurden an der Kaſſe ausgezahlt.

„Der Alte thut es heute ſelbſt,“ ſagte eine der in der Nähſtube beſchäftigten jungen Mädchen zu den Anderen.

Elſe erſchrak, Sie fürchtete ſih vox dieſen haßerfüll= ten Blicken. „Er wird mich entlaſſen!“ dachte ſie. Dann aber war ſchon die Reihe an ſie gekommen und ſie trat an die Kaſſe.

Dex Prinzipal zahlte ihr das Geld aus, welches ſie dann in ihr fleines Portemonnaie ſte>te. :

„Sh habe Jhnen zugleih anzukündigen, Fräulein, daß Sie von heute an aus meinem Geſchäſte entlaſſen ſind,“ ſagte Reinert hart und mit lauterer Stimme, als er ſonſt zu ſprechen pflegte, und während Elſe gluthroth 1md mit zitternden Händen ſi<h vergebens bemühte, das Geld einzuſte>en, fuhr ex fort: „Es ſind mix über Jhx Benehmen außerhalb meines Hauſes Dinge zu Ohren ge= fommen, welche Jhx Bleiben niht mehr wünſchenswerth machen; Sie können demzufolge auf ein gutes Sittenzeuguiß niht re<uen !“

„Herx Reinert! Um Gottes willen!“ das war Alles, was Elſe ſagen fonnte. An allen Een ſah ſie die neu=