Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

140 Wegen Meineids.

“gierigen Geſichter ihrer Kameradinnen und der Commis

auf ſich gerichtet, jedes Wort des Prinzipals wurde bis in den leßten Winkel des Ladens gehört. „Herr Reinert, das iſt niht wahr. Von mix kann Niemand Schlechtes ſagen!“ raffte ſie ſich endlich auf und Thränen des Zornes ſtanden in ihren großen Augen.

„Sie können mich ja auf Verleumdung verklagen, wenn es nicht wahr iſ, was ih ſage,“ erwiederte ex gehäſſig. Auf einmal wurden ſeine Augen ganz groß, ſtarr richtete ex ſie auf Elſe’s Bruſt und plößlich flammte ein wilder Triumph darin auf.

„Woher haben Sie das Jabot?“ rief ex aufſpringend und auf ihre Bruſt zeigend. ]

„Dies Jabot ?“ fragte ſie in äußerſtem Maße erſtaunt dagegen; ihr war, als werde er verrü>t oder ſei es chon.

„Herr Meier! Friedrichs! Carlsheim! Kommen Sie doh hier her!“ ſchrie in Aufregung Herr Reinert dur< den Laden.

Mein Gott! Was wax ihm? Was wollte ex? Wie fur<tbax ſah der Mann ſie an! Wahrhaft teufliſch.

Die Commis waren herbeigeſtlrzt.

„Sehen Sie ſich dies Jabot an, meine Herren. Wohex haben Sie es bekommen, Fräulein Mühlbrandt®? Von wem? Wer iſt dex Geber? Odex der Verkäufer?“

„Dex Geber? J<h habe es mix vorgeſtern Abend ſelbſt gemacht,“ ſagte Elſe Mühlbrandt todtenbleich.

„Herr Meier! Kennen Sie dieſe Lißen? Von wem find ſie, Carlsheim? Wo haben Sie dieſe Lien her, Fräulein?“