Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L Gaivben BHI

Dieſer Ton! Dieſe wilde Wuth und NRachgier in ſei= nen Mienen! Das junge Mädchen begriff erſt jeßt ſeine Abſicht ganz.

„Dieſe Lißchen fand ih in der Hinterſtube, die Pußmacherin hat ſie untex dem anderen Abfall dort zurüct= gelaſſen. Jh nahm ſie zu Puppenzeug, da ſie ja doch in den Kehricht gewandert wären; zu Haus kam mir der Ge= danke, das Jabot daraus zu machen ,“ ſagte ſie falt und ſtolz. Sie bebte, aber vor Entrüſtung.

„Abfall ? Hahaha! Das machen Sie Anderen weiß. Das iſt von meinen Waaren, Fräulein, wiſſen Sie das, oder niht?“

„Hexx Reinert, Sie werden mich doh ni<t zux Diebin ſtempeln wollen? Fragen Sie die Pußmacherin — !“

„Schon gut! Schon gut, Fräulein!“ ſagte Herr Reiz nert plöbli<h ganz ruhig. „Es iſt gar fein Geſchrei mehr nöthig, Sie ſind entlaſſen, das Weitere wird ſih finden.“

Elſe Mühlbrandt war außer ſi<h über ſolche Nieder= trächtigkeit. That Reinert nicht, als habe ſie ihm dieſe Lißen geſtohlen! Sie riß ihr Portemonnaie wieder auf. Zitternd und blaß rief ſie: „Meine Kameradinnen und dieſe Herren wiſſen ſo genau wie Sie, Herr Reinert, daß ih nicht daran gedacht habe, Sie jemals zu benachtheiligen. I< will dieſe Lißchen gern bezahlen, als hätte ih ſie vom Stücke gekauft.“ N

„Bitte fehr, ih werde Jhnen Jhr Zeugniß zuſenden. Weiter habe ih mit Jhnen nichts mehr zu thun. Adieu,“ Und damit ſchob er das Kaſſenfenſter herab zwiſchen ihr und fi<h und begann ſeine Schiebladen und den Geldſchrank zu ſ{ließen. Z