Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

146 Wegen Meineids.

Und dabei legte der brave Menſch gutmüthig ſeine rauhe Hand auf ihre Schulter und ſah der troſtlos Aufz blidenden tief in die ihren ganzen Seelenzuſtand ſpiegeln= den Augen. /

„Die Mutter! Meine Mutter! Sie ſtürbe, wenn ſie dies wüßte!“ flüſterte ſie vor ſi hin.

Dex Gerichtsbote war gegangen. Elſe blieb allein, Jn der kleinen Küche, die von Sauberkeit und Zierlichkeit “ blinkte, legte ſie ihr Geſicht in die Hände und weinte zum

Herzbrechen.

Aber unter dem Weinen kam ihr der Gedanke an den Kummer, den ſie ihrer guten Mutter machen würde, noch mehr als zuvor. So fand die Paſtorin ihre Tochter, als

fie in Hut und Mantel in die Stube trat.

„Elſe! Was weinſt Du?“ rief ſie erſchre>t.

Das junge Mädchen fuhr empor und die Mutter ſah in ein von Gemüthsbewegung ganz entſtelltes Geſicht.

„Elfe, Elſe, was iſt Dir? Ein neues Unglü>?“ ſchrie die Mutter auf.

Die arme Frau! Die theure, gute Mutter! Wie elend ſah ſie aus ſchon in dem Schre>ten vor drohendem Unheil. Sie hatte ein ſo ſchweres Leben hinter ſih. Nein, nein, ſie durfte nichts wiſſen.

„Ach, Mama, laß nux, es kam fo über mi<!“ brachte Elſe abgewendet hervor.

„Kind, liebes armes Kind!“ Und die Paſtorin zog das blonde ſchlanke Mädchen, das größer war, wie ſie ſelbſt, voll. Mitleid in die Arme. Sie dachte, es ſei der Kunumex um Georg. Clſe hatle ihn doch lieber, als ſie