Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L. E 147

eingeſtand. Arme Elſe! Und dieſe weinte von Neuem aus tiefſtem Herzen.

„Sei ſtark, Elſe! Es iſt jeht dunkel um Dich, aber ih habe no< immex die Sonne wieder leuchten ſehen, wenn i<h auch meinte in Angſt und Kummer zu vergehen.“

Nach einex kleinen Weile raffte Elſe ſich auf. „J< bin glei< fertig, Mutter, eine Minute nux.“ Damit wollte ſie in die Kammex, ihren Mantel zu holen.

„Nein, Elſe, nein! Du ſiehſt ſo verweint aus, beruhige Dich, bade Deine Augen, ich will do< lieber allein gehen.“

So geſchah es denn auh. Elſe erſchrak ſelbſt, als ſie einmal zufällig in den Spiegel bli>te.

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Es war etwa zwei Wochen ſpäter, an einem froſtigen, nebligen Wintertage. Vor dem Amtsgericht ſtanden ein paar frierende Bauern, die als Zeugen vorgeladen waren und auf die feſtgeſeßte Stunde warteten; ſonſt wax Niez mand weit und breit zu ſehen. :

„Was mag denn die verübt haben?“ ſagte der Eine von ihnen, als eben eine ſ<waxrz verſchleierte, ſ{lanke Dame an ihnen ſehr eilig vorüber in das Gehäude ging.

„Das war etwas Feines! Na, wer weiß, wofüx die brummen ſoll!“ antwortete der Andere; dann lachten ſie ſich ſpôttiſh und vexſtändnißvoll an und redeten weiter von Schweinepreiſen und künſtlichem Dünger.

Die Dame, die ſo tief verſchleiert in das Gerichts= gebäude geſchlüpft war, wurde jeht oben von dem Gerichts= diener na<h ihrem Namen gefragt. Es wax Clſe.