Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

150 Wegen Meineids.

ihren Fall kam in die Zeitung. „Und nun nux Muth, Fräulein ,“ ſagte er zum Shluß, „Sie ſind der Achtung noch ebenſo werth, wie vorher.“

Ehe der alte Herr es verhindern konnie, hatte ſie ihm die Hand geküßt.

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Das Haus Reinert hatte in dieſer lebten Zeit kein Glüdæ. Es gibt ſolche Zeiten, wo ein Mißgeſchi> den andern folgt und wo Alles fehlſchlägt, aus dem Kleinſten ein Streit entſteht, wo man ſi< niht nux von Nadet= ſtichen, ſondern von wirklichem Unglück verfolgt ſieht. „Seit der Geſchichte mit der Clſe!“ ſagte ſich Herr Reinert öfter.

Seit Georg's Abreiſe gab es eine Sorge nah der a= deren für den ſonſt ſtets behaglich lächelnden Chef. Erſt war Georg in Bremen erkrankt. „Starke Exkältung,“ ſchrieb Onkel Auguſt, dann „gaſtriſches Fieber“, endlich „Nexvenfieber!" — Frau Reinert reiste hin, den Sohn zu pflegen, ihre Briefe lauteten keineêwegs tröſtlih, es war eines dieſex hartnä>igen ſ{leihenden Fieber, welche oſt die Kraft der ſtärkſten Männer brechen. Georg lag meiſt theilnahmlos, immer traurig, ohne zu ſprechen, da; der Arzt ſagte, er ſei viel kränker, wie er zu ſein ſcheine. Sie konnte ihn ſo niht verlaſſen.

Das neue „Fräulein“ ſ<hlug niht ein; die faufenden Damen fragten wiederholt, wo Fräulein Mühlbrandt geblieben ſei und beklagten offen ihr Fortgehen, als die Neue ihnen kurze oder gar unfreundliche Antworten gab.

Dergleichen iſ eine Sache von Wichtigkeit in einem