Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

: 168 Wegen Meineids.

„Ih gehe na< Spanien! Jh habe dort gute Aus= ſichten!“ das war Georgs leßte Entſcheidung, ſo bald er ſich wieder gekräftigt fühlte, und damit fagte er ihr Lebe= wohl, als auh ſie im Begriff ſtand, mit einer befreundeten Dame die Rüt>reiſe anzutreten, wel<he ein Zufall um einige Tage verzögerte.

Und als kaum Georg fort war, kam ihres Mannes Brief, worin er triumphixend berichtete, daß Elſe Mühl= brandt vox die Aſſiſen käme, und zwar wegen Meineids.

Von ſeinem eigenen Antheil an der Sache natürlich fein Wort! Wenn Reinert sen. gehofft hatte, daß Georg jeht auf dieſe Nachricht hin Elſe als verloren anſehe, fo ‘var ſein Plan geſcheitert. Georg reiste ohne Ahnung von dem Unheil, welches die Geliebte betroffen, nah Barcelona; ein Freund von ihm hatte dort ein großes Exportgeſchäft und ihm aufgetragen, ihm einen tüchtigen Mann für das Comptoir zu ſchi>en. Er wollte beweiſen, daß er Clſe ohne jede Hilfe ſeines Vaters ernähren könne. Die Stelle paßte für den Anfang ihm ſelbſt.

„Jh ſchreibe erſt, wenn es mix gut geht und meine Verhältniſſe befeſtigt ſind, ſonſt miſcht ſi< der Vater ein und kxeuzt meine Pläne und Bemühungen !“ hatte er geſagt.

So wußten Reinerts vor der Hand nicht einmal ſeine Adreſſe. Aber an Otto ſchrieb ex jeht über ſeine Liebe und ſeine Zukunftspläne, und von dem erfuhr er Alles ohne Rückhalt.

Seit Frau Reinert wußte, wohin ihren Mann die Habſucht und dex Zorn getrieben, war ſie eine Andere ge= worden; ihr Mann fühlte es mit bittezem Groll.