Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L. Haidheim. 169

Vergeblich hatte ex ſein Thun zu beſ<hbnigen geſucht; ſie ſagte ihm herb und hart, daß ſie ſi< niht mehr täu= ſchen laſſe; vergebens kehrte er gegen ſie den rüdſi<tsloſen Troy heraus, mit wel<hem er fie zu beugen hoffte. Sie zog fi falt und ungebeugt zurü> von ihm. Das war für ſein Selbſtgefühl der härteſte Schlag. Er hätte ſih um die Meinung der Welt wenig gekümmert; wie wankel= müthig dieſelbe iſt, wußte er ebenſo gut, als daß nux eine fühne Stirne dazu gehört, thx zu troßen, um ſi bei Anſehen zu erhalten. Abex in ſeinem Hauſe, das extrug er niht, und wenn irgend etwas ihn zu Boden beugen fonnte, fſo wax das die Veruxtheilung der Frau, die er ſelbſt jederzeit hochachten mußte und mit der ex lange Fahre glüclih gelebt.

Abex ſehen ſollte ſie es niht! Das ließ no< immer ſein Stolz nicht zu, der elende, jammervolle Stolz, hinter dem nichts ſaß, als die geheime bittere Neue, nicht ſo ſehr über ſeine That, ſondern daß ex ſie fo dumm einz gefädelt hatte.

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So vergingen die Tage und reihten ſi<h zu Wochen und Monaten.

Es wax ein exſter Frühlingstag. Alle Welt ging hinaus, den blauen Himmel zu begrüßen und das erſte ſchüchtern hervorſpxießende Grün willkommen zu heißen.

Frau Reinert hatte niht gehen mêkgen. Sie konnte den Anbli> fröhlicher Menſchen nicht ertragen. So wenig ſie Elſe Mühlbrandt auch gekannt hatte, ſo viel mußte ſie jeht nachdenken übex die Unglickliche, die um Georgs