Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L., Haidheim.- 173

„F< will Niemand ſehen! J< will — ih fann nicht — Otto!“ rief ſie in vollem Entſeßen.

„Auch nicht einen lieben, treuen Menſchen, der von Spanien herbei eilte, ſobald ex erfuhr, daß Du um ſeinet= «willen —?“

Der Wagen rollte dur< ein offenes großes Thor in einen weiten Hof, viel zu früh für Alles, was Otto no< ſagen wollte.

Ein ältlicher dier Herr, mit rothem, pfiffig lächelnz dem Geſicht riß den Schlag auf, ein junger hob, ehe Otto ſi regen fonnte, Elſe heraus, trug ſie in das Haus und ſofort in eine Stube zu ebener Erde. Und dort ſ{loß er die Betrübte in ſeine Arme.

„Elſe, mein armes, geliebtes Mädchen! Vergib, ver= gib, was mein Vater an Dir geſündigt hat |“

Sie lag an Georg’s Bruſt und ſ<hluc<hzte. War es un= männlich, daß auh ihm die Thränen in den Bart fielen?

Nicht mehr ſo ſtumm, ſo erſtarrt, aber doch ſo matt ließ ſie ſi<h willig von ihm küſſen, ſie ſhlang ihre Arme um ſeinen Na>en, und über ihre bleichen Wangen floſſen zum erſten Male wieder Thränen. Welche Erleichterung!

Nux wenige Minuten gönnte er ſi< ſein Glück; ſie durfte gar niht zu ſi< ſelber kommen.

Ihre Mutter trat ein; dann noch ein paar Worte eine ernſte, eindringliche Frage: „Elſe, willſt Du mein ſein, mein liebes, treues Weib? Jh habe keinen Vater mehr, aber meine Mutter wird Dich ſegnen! Sie iſt unſchuldig an all’ Deinem Unglü>! Sage, Elſe, ſage: Se -