Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von L. Haidheim. SUT

Er ſtarrte ſie an, als ſei ſie wahnſinnig oder er. Aber ſie blieb ruhig und gelaſſen. =

„Und was ſoll das bedeuten?“ fragte ev mechaniſch, denn ex war zu exſchro>en.

„Daß Georg Elſe liebt und an ihr wieder gut machen will, was Du an ihr verbrochen.“

„Und dazu haſt Du die Hand geboten?“

„Ja, Mann, mit vollex Uebexlegung.“

„Und was ſoll i< nun mit vollex Ueberlegung thun?"

„Du ſollſt morgen früh in die Zeitung eine Heirath8= anzeige ſeßen laſſen, und zwar mit Deinem und meinem vollen Namen. Wenn Du Dir die Sache überlegſt, wirſt Du einſehen, daß Du nichts Klügeres thun fannſt !“

Ex ſah ſie lange an, ſehr ernſt und ſehr lange. Der ſpdttiſche Zug ſchwand ganz aus feinem Geſicht und machte einem ernſten, nachdenklichen Ausdru> Pla. Endlich ſtand er auf von ſeinem Stuhl und trat zu ihr.

„Du biſt eine gute und eine fluge Frau, es ſoll gez ſchehen, wie Du willſt 1®

Sie athmete hoh auf. Dann fing ſie ſhmerzli<h an zu weinen. Ex ſtri leiſe, faſt ſchüchtern mit der Hand übex ihr Haar.

„Jch weiß, Du weinſt über mi,“ ſagte er wei. „Verzeihe nun au< Du mix eine That, die ich von Herzen bereue !“ ;

Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd, IV, 12