Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Der „engliſche Alcibiades“.

Ein biographiſhes Charakterbild. Von H. Marſchall. (Nachdru> verboten.)

Jm Jahre 1704 fand im Kreiſe einer der vornehmen normänniſchen Adelsfamilien Englands eine ſehx ernſte Verhandlung ſtatt. Der alte St. John auf Schloß Tre= goze in Wiltſhire hatte ſeinen liederli<hen Sohn Henry ſcharf in's Gebet genommen und berieth nun mit den Anverwandten, was mit ihm anzufangen ſei, um ihn ſeinem wüſten Leben8wandel zu entreißen. Dieſer Sohn war kein Jüngling mehr, er zählte beinahe dreißig Jahre. Die Natur hatte ihm glänzende Eigenſchaften verliehen; ex beſaß eine ſtaatliche Geſtalt, Feinheit der Sitten, hatte ein äußerſt lieben8würdiges Benehmen, dabei einen reichen Geiſt, ein tüchtiges, auf der Hochſchule zu Oxford erwor= benes Wiſſen und eine Beredtſamkeit, der Niemand leicht zu widerſtehen vermochte, weshalb man ihn ſpäter nicht mit Unrecht den „engliſchen Alcibiades“ genannt hat. Um ſo verdammlichex erſchien es dem Vater, daß ſein ſo reich begabter Sohn ſeit dem Eintritt in die Welt ein vollen= deter Wüſtling geworden war und ſeine au8gezeichneten Anlagen nurx in allerhand noblen Leichtſinnigkeiten und ſchle<h=