Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

198 Die Karolinen.

aber haben bisher ſtets einen vollſtändigen Mißerfolg aufzuweiſen gehabt. Bis jezt ſcheint es aber, daß jede Familie ihren eigenen „Kalid“ hat, der bald in einer Seeſchlange, Taube oder Schildkröte beſteht. Alles Gute rührt von den Kalids her; fie gaben den Völkern das Geld, Eiſen und die Flinten, ſelbſt die Segelſchiffe, denn die Menſchen konnten nux Ruderboote fertigen, waren aber zu dumm, um Segelſchiffe erfinden zu können. _Uebex= haupt lebten die Götter ehemals auf der Crde, und alte Leute wollen ſich no< heutigen Tages an einige Kalids erinnern, die in einzelnen Felſen oder in hohlen Bäumen hausten. Einmal kam es ſogar vor, daß man einen mächtigen See=-Aal gefangen Hatte, den eine große An=zahl von Menſchen an das Land ziehen mußte, und als man genauer darüber nachdachte, ſtellte es ſi heraus, daß es ein Kalid geweſen war, den man dann leben licß und noch lange verehrte. Jn unſeren Tagen haben aber die alten Götter au die Schwarzen im Stich gelaſſen, und nur ſehr ſelten kommt es vox, daß ſich no einige auf der Erde bli>en laſſen und aus dem Himmel Hherabſteigen, wohin ſie ſi zurü>kgezogen haben.

Sehr zu Gunſten dieſer gutherzigen Heiden ſpricht die Pietät, mit welcher ſie ihre Todten behandeln und deren Gräber pflegen. An ein Fortleben der Seelen wird zwar geglaubt, doh iſt man der Anſicht, daß dieſelben auf Thiere übergehen. Allein wie naiv auch ihre Sagen aus= fallen mögen, ſo illuſtriren ſie doch die religiöſen Vor= ſtellungen und zeugen mitunter von einer ebenſo blithenden Phantaſie, wie geiſtigen Begabung.