Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. i 73
Helle Tropfen drangen zwiſchen ihren geſenkten Wimn= pern hervor, aber ſie ſchüttelte dieſelben leidenſchaftlih fort, „Du kannſt nicht ſagen, daß ich dieſe Stunde allein zu verantworten habe, Deine Tante Käthe, Margarethe und Du, Jhr habt die Schwelle gezimmert, über welche ih in findiſhem Troß mich heimli<h hinwegſtahl. Laß mich ſprechen!“ rief ſie heftig, als Meiſchi> ſie unter= brechen woſlte. „Laß mich ſprechen! Dem verworfenſten Verbrecher gönnt man ſein gutes Recht, warum mix niht? I< ſage Dix, Hans, in dem Augenbli>, wo Du die Fremde, die Abgeſandte Deiner Tante Käthe zwiſchen uns ſtellteſt, meinem heißen, ahnungsvollen Flehen zum Troß, als Du mix, Deinex Gattin, das Recht nahmſt, den verhaßten Eindringling —“
Dex Kampf in Meiſchi’s Bruſt war beendet. Dieſe Berufung auf ſein ſtill duldendes Weib löste mit einem Schlage den verworrenen Knoten ſeiner Gefühle. „Wage es niht, auf Margarethe einen Schatten Deiner Schuld zu ſchieben!“ fiel er ihr finſter drohend in's Wort. „Wenn es jemals ein Weib gab, deſſen ſittlicher Werth Bewunderung verdient, ſo iſt es Margarethe! Sie und Tante Käthe ſtehen außer Deiner Beuxtheilungsfraſt, heute noch, wie damals!“
Dieſe ſchroffe Abweiſung goß brennende Eiferſucht durch Srmengard's Adern, eine Empfindung, welche ſie bis dahin nicht gekannt. Ohne die geringſte Ueberlegung, nux dem tief verlehten Herzen folgend, rief ſie bitter lachend vor Shmexz und Zorn: „Jett fehlte nur no<, daß Du mix ſagteſt, Du hab-#| Margarethe zu meiner Nachfolgerin erwählt!“