Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
76 Der Talisman des Weibes.
hätte hinzufügen können, daß ſein ferneves Leben dur< dieſe Begegnung gleichfalls vergiftet ſei, daß er neben Margarethe noh mehr zu leiden haben werde im Kampfe mit Pflicht und Redlichkeit, aber er unterließ es.
„Wenn ih zu Grunde gehe, wem liegt daran!“ rief ſie außer ſich. „Dann freue Dich Deiner wohlfeilen Ge= rechtigkeit! Aber glaube nicht, daß Glü> und Segen Deinem Pfade folgen werden! Margarethe iſt zur Verrätherin an mix geworden, Du magſt Dich gegen dieſe Wahrheit wehren, wie Du willſt! Fluch Deiner Tante Käthe, die mih aus Deinem Herzen trieb und aus Deinem Hauſe! Fluch dex Stunde, da ih die Deine ward! Fluh dem Augenbli>, wo ih dem naſſen Tode mich entzog !“
Meiſchi> hatte ihre leßten Worte nicht mehr vernommen. Die Thüxe fiel hinter ihm in's Schloß. Frmengard tar wieder allein. i
Einen Moment ſtand ſie wie betäubt. Fort, fort von hier! Fort aus dex Stadt! Morgen ſhon! Mochte daraus werden, was da wollte! Nur fort aus dieſem unglü>ſeligen Hauſe, in welchem ſie ſo übermenſ<li< gelitten! Haſtig drüdte ſie gegen eine kleine Tapetenthüre, welche einen Ausgang vermuthen ließ, und ſiche, die Angeln bewegten ſich geräuſchlos. Jm nächſten Augenbli>e ſchon ſtand ſie auf dem hellexleuhteten LTreppenflur. Die Dienerſchaft hatte ſih zurütgezogen. Aufathmend ſtürzte JFxrmengard in die Garderobe, riß Umhang und Kapuze vom Riegel, warf beides achtlos um und eilte wie von Dämonen ge= jagt die breiten Stufen hinunter, an der Portierloge vorüber, in's Freie hinaus. Wohl fühlte ſie einen eiſigen