Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

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Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenrvoth. 9

Eine Stunde ſpäter und die Hofmeiſterin trat zu ihr. Auf den Rath Moltke’s hatte dieſelbe Edda nicht geſtört in dem Kampfe der Gefühle, in dem jeder Menſch ſi< ſelber die Sammlung erobern muß — bei ſo gewaltigen Eindrücfen, wie die es waren, welche über Edda heveingebrochen, kann der Zuſpruh Dritter nux den heftigen Leidenſchaften den Sieg erleichtern. :

„Nehmt einen Trunk Wein,“ bat die Hofmeiſterin, „wollt Ihr es dem Könige gönnen, daß er Euch zermalmtfindet, wie er Euxen Bruder zermalmt? Die blutige That wird die Flammen der Empörung gegen den Tyrannen hell auflodern laſſen — wollt Jhr Euch ſelber vernichten, anſtatt den Tag der Vergeltung zu ſehen?“

Edda ſ<lürfte den ihr gebotenen Wein. „Zſt dex Nitter fort ?“ fragte ſie leiſe.

„Ex harrt deſſen, ob Jhr ihn no< ſehen wollt. Es iſt Jemand bei ihm, der Euh zu ſprechen begehrt wären no< Wunder möglich, ſo glaubte ih, König Hakon ſei aus dem Grabe erſtiegen, wie ex war in ſeiner Jugend, als König Magnus noh in Stockholm ein luſtig Leben führte. Erich, der ältere Prinz, war ſeinem Vater nicht jo ähnlich, der hatie mehr von ſeiner Mutter, der blutigen Blanka, Hakon aber wax ihm wie aus den Augen geſchnitten, er hatte das ete Geſicht der Folkunger, und dieſer Fremde iſt ſein leibhaftig Ebenbild. Schon deshalb müßtet Jhr den Mann ſehen. Es wird Euch in Euxen trüben Gedanfen zerſtreuen, wenn Jhr mit ihm redet.“

Es Hätte nihts geben fönnen, was Edda in dieſem Moment beſſer aus ihrem düſteren Hinbrüten aufzuſc<hre>en