Bitef

Leben zu einem würden. Ich weiß nicht, ob »Der Vater« ein Gedicht ist oder ob mein Leben es war. Aber es scheint mir, als ob mir das in einem gegebenen, bald kommenden Augenblick klar werden würde, und dann breche ich im Wahnsinn zusammen mit Gewissensqualen oder durch Selbstmord. Durch vieles Dichten ist mein Leben zu einem Schattendasein geworden; ich habe das Gefühl, nicht mehr auf der Erde zu gehen, sondern schwerelos in einer Atmosphäre zu schweben, die nicht aus Luft besteht, aber voller Dunkelheit ist. Dringt in dieses Dunkel ein Lichstrahl, dann falle ich zerschmettert zu Boden. . .

die frau »Ich habe nicht die Frau angegriffen, sondern ich habe, schreiben Sie es mit großen Buchstaben, die gegenwärtigen Verhältnisse angegriffen. Die Frau braucht nicht meine Verteidigung ! Sie ist Mutter, und daher ist sie die Herrscherin der Welt. Und die Freiheit, die sie jetzt begehrt, das ist die gleiche Freiheit, die alle Männer begehren ! Die sollten wir uns zu Freunden machen, nicht zu Feinden, denn dann bekommen wir nichts.« (A. Strindberg)

die geschickte

einer ehe Aus »Plädoyer eines Irren« von August Strindberg Konnte es sich etwa so verhalten ich schämte mich, es mir vorzustellen, daß sich ein Verbrechen in all diesem Nebel verbarg, in dem ich jahrelang wie ein Phantom lumhergeirrtI umhergeirrt war? Ein unbewußtes kleines Verbrechen, hervorgerufen durch unbestimmte Machtgier, durch das heimliche Verlangen des Weibchens, in dem Zweikampf, den man Ehe nennt, die Oberhand über das Männchen zu gewinnen 1 Ohne den geringsten Zweifel war ich der Betrogene ! Verführt von einer verheirateten Frau, gezwungen, sie zu ehelichen, um ihre Schwangerschaft zu kaschieren und dadurch ihre Theaterkarriere zu retten; verheiratet mit Ehevertrag und unter der Bedingung, daß jeder Ehegatte mit der Elälfte zu den Haushaltsausgaben beiträgt, fand ich mich nach zehn Jahren ruiniert, ausgeplündert, weil ich in der Ehe die wirtschaftliche Last allein gretragen habe. In diesem Augenblick, in dem meine Frau mich als Nichtsnutz zurückweist, der unfähig sei, für seihe Familie zu

sorgen, und mich als Verführer hinstellt, der ihr eingebildetes Vermögen verschleudert habe, schuldet sie mir vierzigtausend Kronen, ihren Anteil entsprechend der mündlichen Übereinkunft am Tage unserer Eheschließung ! Sie ist diejenige, die mir etwas schuldet! Entschlossen, alles zu erfahren, stand ich auf, sprang aus dem Bett wie der Lahme, der seine eingebildeten Krücken von sich wirft, zog mich in aller Eile an und ging hinunter, um mit meiner Frau zu sprechen. Durch die halboffene Tür bot sich meinen entzückten Augen ein bezauberndes Bild. Sie lag ausgestreckt in ihrem verwühlten Bett, den hübschen kleinen Kopf in den weißen Kissen vergraben, auf deren Bezügen sich ihr weizenblondes Haar ringelte; das Spitzennachthemd war ih von den Schultern geglitten und ließ die jungfräuliche Brust ahnen; der zartgliedrige und elegante Körper zeichnete sich unter der weichen, rot-weiß gestreiften Bettdecke ab, und der zarte Fuß, hochgewölbt, vollendet, dessen rosige Zehen von untadeligen, durchsichtigen Nägeln gekrönt wurden, ein vollendetes Meisterwerk, über einem antiken Marmorstandbild in menschliches Fleisch gegossen; sorglos, lächelnd, mit einem Ausdruck keuscher Mütterlichkeit, betrachtete sie ihre drei drallen kleine Kinder, die in dem geblümten Daunenbett wie in einem Schober mit frisch aufgeblühten Blumen tollten und tauchten. Von diesem köstlichen Schauspiel entwaffnet, sagte ich mir: Achte auf deinen Kopf, wenn das Pantherweibchen mit beinen Jungen spielt! Gezähmt, gebändigt angesichts der Majestät der Mutter betrat ich das Zimmer mit unsicheren Schritten, schüchtern wie ein Schuljunge. »Du bist schon auf, mein Kleiner /« begrüßte sie mich mit überraschter Miene, die aber nicht so angenehm überrascht war, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich verhedderte mich in Erklärungen, halb erstickt von den Kindern, die sich mir auf den Rücken warfen, als ich mich vorbeugte, um der Mutter einen Kuß zu geben. Diese Frau soll eine Verbrecherin sein ? fragte ich mich, als ich mich entfernte, besiegt von den Waffen der ehrbaren Schönheit, von dem offenen Lächeln dieses Munds, den nie eine Lüge besudelt hatte! Nein, tausendmal nein! Ich stahl mich hinaus, vom Gegenteil überzeugt, aber die grausamen Zweifel setzten mir von neuem zu. Warum hatte meine unerwartete Genesung sie kalt gelassen? Warum hatte sie sich nicht nach dem Verlauf des Fiebers erkundigt, mich nicht gefragt, wie ich die Nacht verbracht hatte? Und wie soll man ihre enttäuschte, fast unangenehm überraschte Meine erklären, als sie mich frisch und munter sah, ihr spöttisches, überlegenes, herablassendes Lächeln? Hatte sie eine leise Hoffnung genährt, mich an diesem schönen Morgen tot zu sehen, sich von einem Irren befreit zu finden, der nicht aufhören wollte, ihr das Leben zur Qual zu machen, um dann die paar tausend Kronen meiner Lebensversicherung zu nehmen, mit denen sie ihrem Ziel auf einem neuen Weg zustreben konnte I Tausendmal nein ! Und dennoch krallten sich die Zweifel fest, Zweifel an allem, an der Tugend meiner Gattin, an der ehelichen Herkunft der Kinder, Zweifel an meiner seelischen Gesundheit, Zweifel, die mich verfolgen und mir keine Ruhe lassen.