Bitef

Warum? Weil offenbar die private Hölle, die er da vorführt, mit den Argumenten, die heute gemeinhin gelten und im Schwange sind, nicht erklärt werden könnte. Der Notstand, der da abgehandelt wird, ist mit den üblichen politischen, mit den sozialen Begründungen nicht zu erklären. Soziologie hilft hier nicht weiter. Da quälen, da vernichten sich zwei Menschen privat und allein. Das, offenbar, ist für viele ganz neu. Es ist für mansche offenbar anstößig, ist ihnen unt erträglich. Wie das geschieht, geht in dieser sehenswerten Aufführung ständig unter die Haut. Es geht manchen von denen, die es so quälerisch deutlich erblicken müssen, offenbar auf die Nerven. Eben weil ihre Denkkategorien für die da offer, gelegte Hölle keine der bekannten, schnellen Erklärungen, keine vorgefaßte Lösung bieten könnten. Zwei Menschen gehen sich an die Gurgel bis zur gegenseitigen Vernichtung. Das Ausmaß ihres Hasses hat antikische Schrecklichkeit und Größe. Zwei kämpfen scheinbar um ein Kind, ein puppenhaftes Geschöpf, das (richtigerweise) im Stück kaum Gesicht oder Eigenleben gewinnt (und in der Vorstellung folgerichtigerweise auch nicht: Christine Oberländer), Zwei Menschen gehen sich an die Gurgel. Strindberg bleibt radikal. Er läßt Auswege, läßt Erklärungen, läßt Versöhnung nicht zu. Dies wird ausgekämpft bis zum letzten Blutstropfen Und Günter Krämer bleibt mit seiner großartigen Inszenierung der schlimmen Sache gnadenlos, Runde für Runde, auf der schlimmen Spur. Die antike Hölle in der Bürgerstube. Krämer beginnt still, setzt ein eher behaglich. Der Rittmeister, Familienvater und Privatgelehrte, und sein Schwager plaudern bei der Zigarre. Die Exposition des Vernichtungskampfes wird fast gemütlich aussgebreitet. Nur hinter der großen Glastür ist der Aufmarsch der Erinnerungen zu vermuten: In verzerrter Ansicht, Undeutlichkeit und Vervielfachung sind die weiblichen Mitbewohner dieses Hauses mehr zu ahnen, undeutlich zu fürchten als zu erkennen (Bühnenbild: Andreas Reinhardt). Schon das ist augenfällig, aufregend und besonders. Dann beginnt der große Zweikampf. Wie Krämer den inszenatorisch vorbereitet, wie er das Mißtrauen auslöst und ständig schwelen läßt, wie er Strindbergs böse Psychologie schauspielerisch auslegt und Zug um Zug offenlegt, das ist den ganzen Abend lang von einer fasf sportlichen Konsequenz und Härte. Fritz Lichtenhahn wächst über sich hinaus. Er ist der ehlr sanfte, ist erst ein fast betulicher Kämpfer. Er setzt sich nur zaghaft zur Wehr, als er Unrat wittert. Sein Rittmeister ist keine Kämpfernatur. Er wird in die Rage gebracht. Er bringt sich selber, folgerichtig, in sie hinein. Kein Augenblick, der da nicht psychologisch vorbereitet und glaubwürdig belegt wäre. Kleine Gesten der sich steigernden Unrast. Diskrete Anzeichen der Verbitterung. Vorsichtige Angebote der Versöhnung .(Daß sie bis zu herahgelassenen Hose gehen müssen, wäre der einzige Vorwurf, den man dem Inszenator machen muß.) Aus den Unerträglichkeiten einer sichtbar gemachten Alltäglichkeit, die wiederum oft kippt und fast komisch wird, summiert sich der Haß, kulminiert die Katastrophe. Lichtenhahn läßt seine schwere Rolle immer auf kleiner

Flamme. Wie er das durchhält, wie er das steigert, wie er die fürchterliche Notwendigkeit plusibel macht, das ist sehr aufregend zu verfolgen. Er macht den Abend groß. Gisela Stein nicht minder. Sie ist nicht von vornherein die dominierend kalte Furie. Sie spielt, bei aller Konsequenz des Vernichtungswillens, immer auch die Schwäche des Weiblichen mit. Es gelingt ihr, die Konturen dieser Frau weiß zu halten. Sie erlegt ihr Opfer und ist doch selber eins. Die Stein spielt in ihre schwere Rolle immer eine anrührige Unsicherheit mit hinein, eine blonde, flirrende Schuld und Wirrnis. Wie sie das zustande bringt, ist nicht weniger bewundernswert. Siegend siegt sie am Ende doch nicht. Sie ist das zweite Opfer. Das erspielt sie mit virtuosen Zweischentönen genau und tragisch. Sonst aber sah man selten eine so durchgearbeitete, so durchdachte, eine so zwangsläufig Nachdenklichkeit provozierende Aufführung. Kortner, als er dies vor drei Jahrzehnten spielte und inszenierte, ließ ein großes Schlachtgemälde sehen. Hier wird mit kleineren Waffen gekämpft. Dies ist die Hölle der kleinen, bösen Schritte und Stiche. Sie ist, schien mir, glaubwürdig sie ist heute schlimmer. Die Aufnahme, wie gesagt, gespalten; Teils gereizt, irritiert oder verstockt meist aber eben enthusiastisch und dankbar. Der alte Strindberg kann also noch Theaterschlachten entfachen. Wer hätte das gedacht? Wer hätte das gehofft? Diese erschreckend schöne Darstellung hat es zustande gebracht. Schon deshalb wäre sie süßer or deutlich, schon deshalb ist sie zu loben. (Friedrich Luft, Welt, 22. 11. 1977)

antichi р gradanskoj sobi

Posle, po opstem misljenju, izvrsne predstave pune nesumnjivo izuzetnih glumackih ostvarenja sta smo culi? Proteste, ua-uzvike, manifestacìje zlobnog i razdrazenog neslaganja, pored, naravno, odusevljenog odobravanja. Sta onda nije и re du? Na koga se mìsli? Vero vaino na samog dobrog starog Strindberga. Njegov , kornad »Otac« iznenada je opet predmet razdrazenosti i sablazni? Jedna stara tragedija — iznenada opet ima vrednost protesta? Iznenada je opet tako mlada. Zasto? Jer privaian pakao koji se prikazuje argurnentima koji i danas vaie i koji su aktuelni, ocigledno nije mogao do danas da se objasni. Nevolja о kojoj se и dromi raspravlja