Bitef

inszenierte sie Stücke von J. Schwarz und A, Wolodin sowie N.Erdmans Das Mandat. Seit 1983 lebt Genrietta Janowskaja in Moskau. Ihre Inszenierung von I. Grekowas Der Witwendampfer 1984 am Mossowjet-Theater wurde von der Fachpresse und von den Zuschauern mit viel Lob bedacht. Am Majakowski-Theater realisierte sie 1986 die Inszenierung von A. Galins Stück Die Zugvögel ziehen. 1986 ging die Regisseurin an das Moskauer Theater für junge Zuschauer und inszenierte als erstes M. Bulgakows Hundeherz in der Dramatisierung von A. Tscherwinski. Die Premiere fand im Mai 1987 statt, seitdem gehört Hundeherz zu den populärsten Theaterereignissen der sowjetischen Hauptstadt.□

Bühnenfassung von Alexander Tscherwinski I. Akt 1 Vor dem Haus von Professor Preobrashenski. An einer Säule klebt ein Plakat Der neue Lebensstrahl von Professor Preobrashenski. Ewige Ju-

gend und Unsterblichkeit. Der Professor trifft auf den Straßenköter Scharik, der sich über die schlimmen Zeiten und die schlechten Menschen beklagt. Mit einem Zipfel Wurst lockt er Scharik zu sich. Als Professor und Hund das Haus betreten wollen, drängt sich ein Reporter an den Professor, um ihn über die Bedeutung des „neuen Lebensstrahls“ für die sowjetische Volkswirtschaft zu interviewen. 2 Der Professor erfährt vom Pförtner, daß alle Einwohner dieses noblen Hauses Einquartierung bekommen hätten. Er allein sei bislang verschont worden. In die Wohnung Nr. 3 sei die Leitung der Wohngenossenschaft eingezogen. Scharik beeindruckt die Hochachtung, die seinem neuen Herrn entgegengebracht wird. 3 In der Wohnung des Professors. Der Professor, sein Assistent Dr. Bormental und das Hausmädchen Sina wollen Schariks verbrühte Flanke behandeln. Scharik, der sich noch immer nicht über die soziale Identität des Professors im klaren ist, wird mißtrauisch, wehrt sichbis schließlich die Narkose wirkt. 4 Scharik erwacht wieder im Operationszimmer. Der Professor teilt Dr. Bormental seine großen Operationspläne mit und beauftragt ihn, zu diesem Zwecke eine geeignete Leiche zu beschaffen.

5 Sprechstunde des Professors. Statt der Patienten dringt ein junger Mann ein, der den Professor auffordert, das Moskauer Proletariat über seine neue Erfindung zu informieren. Kaum ist der eine Störenfried verschwunden, erscheint der nächste ein ausländischer Herr, der Preobrashenskis Weltruhm beschwört, sein Mitleid wegen der miserablen Forschungsbedingungen des Professors bekundet und ihm die Finanzierung durch einen ausländischen Staat anbietet. Der Professor schickt auch diesen Eindringling fort und ruft bei der GPU an. 6 Die nächsten Besucher jedoch - die Leiter der Wohngenossenschaft lassen sich nicht so leicht wegschicken. Sie ersuchen den Professor, künftig auf zwei seiner sieben Zimmer zu verzichten und somit Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Der Professor ist angesichts dieser Unverschämtheit zunächst sprachlos. Dann ruft er einen angesehenen Patienten an, der die Angelegenheit mit den forschen Wohnungsgenossenschaftlem per Telefon klärt. 7 Drei Männer der GPU erscheinen, um die liegengelassenen Galoschen des ausländischen Herrn zu requirieren. Sie teilen dem Professor mit, daß er von nun an ungestört arbeiten könne, denn rund um die Uhr werde eine Wache vor seiner Tür stehen.

um ihn vor aufdringlichen Besuchern abzuschirmen. 8 Speiseritual beim Professor. Das Gespräch zwischen Preobrashenski und Bormental dreht sich um die heutigen Zeiten. Der Professor weist Bormentals Auffassung, die schlechten Zustände seien Ergebnis der Zerrüttung, scharf zurück; Wenn ich, statt zu operieren, in meiner Wohnung ein Chorsingen veranstalte, beginnt bei mir die Zerrüttung. Wenn ich auf der Toilette, entschuldigen Sie den Ausdruck, am Becken vorbeipinkele und wenn Sina und Sie dasselbe tun, beginnt in der Toilette die Zerrüttung. Folglich sitzt die Zerrüttung in den Köpfen, nicht in den Klosetts. Wenn gerufen wird:, Nieder mit der Zerrüttung’, bedeutet das, jeder soll sich selber eins ins Genick hauen. Und wenn er sämtliche Halluzinationen aus sich herausgehauen hat und sich damit beschäftigt, die Ställe auszumisten, was seine eigentliche Arbeit ist, dann verschwindet die Zerrüttung ganz von selbst! Das vornehme Essen überzeugt Scharik nun gänzlich, das große Hundelos gezogen zu haben. 9 Dr. Bormental bringt die erbetene Leiche. Unter unsäglichen Umständen - Stromabschaltung, Störung durch Aufpasser, Journalisten und Patienten - gelingt es dem Professor, dem Hund das Gehirn des soeben verstorbenen, dreimal vorbestraften Lumpenproletariers Tschugunkin