Bitef

"G. Plaovid- kao faust- u momentu najvedeg uzbudenja kada nema čekanja i kada samoubica pije otrov bez premiSljanja, - čeka, čeka, dok se čuje taj divni hör iza kulisa koji ovoga puta nije mogao da bude u stanju da potrese nikog a kamoli odajnoga naudnika Fausta koji je ved sve na svetu pregoreo i želi smrt" (...) G. Plaovid je svu energiju Faustovog karaktera potrošio u histeridnom nemiru, u erupciji efekata, koji nikako nisu faustovske prirode." Dr Vinko Vitezica, 1932. "U Margariti g-đe Miloševid bila jesva geteovska poezija ove lidnosti. Ja ne znam da kažem drukčije, tačnije i lepše." Dušan KruniS, 1932. Priredila Jelica Stevanovid EIN SERBISCHER FAUST Belgrad im Winter im Schnee es dämpft den Verkehrslärm in den Häuserschluchten, nur die breite Fußgänger-Passage von den Kaufhäusern bis zum Park um die Festung wird penibel vom Schnee geräumt. Dunkel liegt der klassizistische Kasten des Nationalmuseums; nur die Fassade des Nationaltheaters gegenüber, ein sorgfältig restaurierter Bau von 1868, ist hell angestrahlt. Hier hat die im aufmüpfigen Teil des DDR-Theaters herangebildete, aus Belgrad gebürtige Regisseurin Mira Erceg von Jahren die "Orestie" und jetzt beide Teile von Goethes

schuhte Hand darf der mäßig aufmüpfige, ungefährlich sarkastische Mephisto (Tihomir Stanid) kniend küssen. Hinterm Rollstuhl des Herrn ein kindlicher Knabe in langem, grau-weißen Mantel und runden Hut - als Fausts jugendliches, noch schuldloses alter ego geht er durch beide Teile das Faust, ein Reise-Köfferchen unentwegt bei sch. Die Regisseurin sagt: in der göttlichen Dame sähe sie die Repräsentantin des Weimarer Humanitätsprinzips, eine Art Frau von Stein, kraftlos geworden, siech, längst von der Grausamkeit der Geschichte widerlegt. Der pessimistisch-kritische Grundzug der Inszenierung drückt sich (auch) darin aus. Die große, leergeräumte Bühne des Nationaltheaters verdämmert in Schwärze, gerade mal schemenhaft ist weit hinten eine BogenArchitektur zu erkennen. Gespielt wird auf und mit der leeren Bühne, mit scharfen, starken Beleuchtungsakzenten. Aus der Versenkung hoch fährt der Erdgeist, eine dekorative, wenig drohende, nur abweisende weibliche Naturgottheit, drei Meter hoch, das Kostüm eine riesige Glocke, arcimboldihaft aus Pflanzen und Blüten gebildet. Beim Osterspaziergang Faustens und Wagners begegnet ihnen keine dörfliche Idylle, sondern Operettenklischees von Folklore, geradezu elegante Tanzpaare (das Ballett des Nationaltheaters ist mit von der Partie). Schroff dagegen gesetzt die düstere Geschichte, wie Faust und sein Vater Dörfler quacksalbernd zu Tode kurierten. Den Faust gibt Predrag Ejdus, der Denklust und -quäl, Zweifel an sich und Ekel mit nicht nachlassender Eindringlichkeit auszudrücken vermag. ein untersetzter, herrenhafter Intellektueller. Er erscheint in

"Faust" inszeniert, in achtmonatiger Arbeit, die allerdings wochenlang unterbrochen werden musste, weil das Kulturministerium die Subventionen (zum Teil bis heute) schuldig blieb und die Schauspieler sich zwischendurch am Fernseh- und Privattheatermarkt verdingen mussten - und weil der technische Apparat des Theaters ächzte. Das Ergebnis ist also eine Energieleistung der Regisseurin - und eine erstaunliche Kunstleistung. Der "Herr" im Vorspiel im Himmel ist eine Dame: Suzana Petrovid zeigt unter einer weißblonden Locken-Perücke ein kluges, müdes Gesicht überm strengen, langen, eleganten Kleid, sie sitzt im Rollstuhl. Ihre weiß behand-

Schwarz mit aufgestülpter, grauweißer, strähniger Perücke, die Forscherbrille auf die hohe Stirn geschoben: Er hadert hartnäckig mit sich selbst und der Schöpfung, hantiert ungeduldig, halben Leibes aus der Versenkung agierend, mit einer funkensprühenden physikalischen Versuchsanordnung. Kein Bibelübersetzungsversuch, nur dünne Osterglöckcken, Fast gleichgültig schließt Faust den Pakt mit Mephisto. Zweimal (für den Flug nach Leipzig und zum Blocksberg) setzt die Regisseurin riesig auf eine Leinwand zwischen den Portalen projizierte Flug-Sequenzen aus Marnaus "Faust“ - Film ein; Mephisto (Emil Jannings) und Faust über