Bitef
45 BITEF 11 ... on a hot tin roof
In the moment of its inception, in 1967, Bitef played not only an artistic but an important social role as well. It used to represent a unique link between East and West in the polarized world of the Cold War. Bitef represented one of the rare meeting points (sometimes, indeed, the only one!) of the productions from Poland, Russia and America or from West Germany. The festival owed the privilege to the international position of the then SPRY, which followed the idea of not belonging to either political bloc. Due to its provocative political and social character, the first decade of the festival existence was marked by a distinct importance it had for the foreign artists and theatre programme-makers from around the world, gaining thus an enviable international reputation that it, despite the break-up of Yugoslavia and a post-Yugoslav confusion, still enjoys. In the course of the past years, the main focus of the festival has been to bring some great international productions and some of the most renowned theatre authors and acquaint the local community with the major trends in the field of contemporary theatre. This year, apart from bringing established international authors, Bitef has yet another goal: to expand into a platform where contemporary theatre praxes from the region, obscured after the break-up of Yugoslavia and after the change of geopolitical coordinates, would be presented and made more visible and recognizable in the wider theatre context of Europe and the world. Therefore, Bitef will perform a double function as of this year - it will remain the main source of information for the local audience while promoting the theatre art of southern Europe in the wider geographical context. Consequently, this year's festival selection will present as equals: Alain Platel, Jan Fahre, Heiner Goebbels, Gisèle Vienne, Frank Castorf, Andrei Çerban, Oliver Frljić, Ivica Buljan, Ivana Sajko, Boris Liješević, Jozef Nadj, Selma Spahić, Snježana Abramović, Nataša Rajković and Bobo Jelčić... And Bitef will, once again, become a real meeting point, a place where audience will be confronted with the topics from "a hot tin roof", a place where artists will meet each other and their audience and where Europe will, stepping out into its "vestibule", meet those waiting there. Belgrade will turn into a theatre crossroads branching towards all four cardinal directions. We will check if the streets are viable again... Anja Suša / Jovan Ćirilov June, 2011 REČ SELEKTORA
45 BITEF 11 ...auf dem heißen Blechdach
Zum Zeitpunkt seiner Gründung, im Jahre 1967, war das Belgrader internationale Theaterfestival BITEF nicht nur künstlerisch bedeutend, sondern es auch spielte auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Es war eine ganz besondere Brücke zwischen Ost und West, in einer durch den Kalten Krieg polarisierten Welt. BITEF war eine der seltenen TheaterPunkte (zuweilen auch der einzige!), an denen es möglich war, gleichzeitig Produktionen aus Polen, der UdSSR und den USA oder aus der BR Deutschland zu begegnen. Ein solches Privileg kam dem Festival aufgrund der internationalen Position der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zu, die auf der Idee der Nichtzugehörigkeit zu den beiden dominierenden politischen Blocks gründete. Da es als gesellschaftlich und politisch provokativ galt, war dieses Festival im ersten Jahrzehnt seines Bestehens sehr wichtig für die ausländischen Künstler und Theaterschaffenden aus aller Welt, was dazu führte, dass es erhebliches internationales Ansehen erlangte, welches trotz des Zerfalls des jugoslawischen Staates auch heute noch fortbesteht. In den letzten Jahren war das Festival vornehmlich der lokalen Gemeinschaft zugewandt, der es, dank der Teilnahme großer und bedeutender internationaler Produktionen, überaus notwendige Informationen über neue Tendenzen des zeitgenössischen Theaters bieten konnte. Die Absicht des diesjährigen BITEF ist es, außer der Begegnung mit etablierten, international tätigen Autoren, auch zur Präsentationsplattform für die gegenwärtige regionale Theaterpraxis zu werden, die nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Veränderung der geopolitischen Koordinaten, innerhalb des breiteren europa- und weltweiten Theaterkontexts, unzureichend sichtbar und auffallend waren. Auf diese Weise ist BITEF ab diesem Jahr in zweifacher Mission tätig - es wird die einheimische Theatergemeinschaft auch weiterhin auf dem Laufenden halten, jedoch wird man sich zugleich bemühen, die Theaterkunst in der Region Südosteuropa in einem breiteren geographischen Zusammenhang zu präsentieren. So werden dieses Jahr im Hauptprogramm folgende Künstler gleichberechtigt vertreten sein: Alain Platel, Jan Fahre, Heiner Goebbels, Gisèle Vienne, Frank Castorf, Andrei §erban, Oliver Frljic, Ivica Buljan, Ivana Sajko, Boris Liješević, Josef Nadj, Selma Spahić, Snježana Abramović, Nataša Rajković und Bobo Jelčić... Und BITEF wird natürlich wieder zu einem Ort der Begegnung im wahrsten Sinne des Wortes werden, der Begegnung des Publikums mit Themen vom „heißen Blechdach", der gegenseitigen Begegnung von Künstern, der Begegnung Europas mit seinem „Vorhof". Belgrad wird zu einer Theater-Kreuzung werden, die in alle vier Himmelsrichtungen führt. Wir werden sehen, ob die Straßen wieder begehbar sind ... Anja Suša / Jovan Cirilov Juni, 2011 SELECTOR'S ANNOTATION
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