Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Schimpanſe: H. von Koppenfels? Beobachtungen. Geſchrei. 83
Der vermeintliche Kulu Hamba, der freilih nur ein mächtiger gewöhnlicher Schimpanſe wax, ſtürzte, dur das Unterholz vor dem Zerſhmettern geſchüßt, zur Erde nieder. Aber auh ¿ih ſprang, von Schmerzen gepeinigt, aus der gefährlichen Nähe der überaus ſchre>lichen Ameiſen, bloß mit Abwehren derſelben beſchäftigt.“
Des weiteren berichtet Pehuel-Loeſ<e über Schimpanſen im Gebiete von Loango: „Fu manchen Gegenden, namentlih am Kuilu und an der Banyamündung (Yumba), müſſen ſie, nah dem allenthalben vernehmbaren Geſchrei zu urteilen, außerordentlih häufig ſein. Sie leben in Familien und Banden beiſammen. Fhr entſeßlihes Jammern, ihr wütendes Kreiſchen und Heulen, welches des Morgens und Abends, man<hmal auch des Nachts losbriht, macht einem die Tiere recht verhaßt. Da ſie wahre Virtuoſen ſind in Hervorbringen nihtswürdiger Laute und auh das Echo dieſe mannigfah zurückgibt, kann man niht abſchäßen, wie viele ſih an dem wüſten Lärme beteiligen; man<hmal aber vermeint man ihrer mehr denn hundert zu hören. Wer einen Begriff bekommen will, was Schimpanſenfamilien in muſikaliſher Beziehung zu leiſten vermögen, der fahre ein paar Tage auf dem Kuilu ins Gebirge und gebe aht, in welher Richtung eine Bande Meerkaßen gezogen iſt. Jh habe dieſe raſtloſen und übermütigen Affen, die ih hinreichend in der Wildnis und in unſerem Gehöfte beobachtete, ſtark in Verdacht, daß ſie es ſind, welche die unbehilflihen Anthropomorphen in handgreifliher Weiſe ſo lange ne>en und peinigen, bis der Urwald von ihrem Geſchrei widerhallt.
„Jn der Regel ſcheinen ſi<h die Schimpanſen auf der Erde in dichtem Gebüſche und Scitamineenbeſtänden aufzuhalten und Bäume nur behufs der Erlangung von Früchten zu beſteigen. Auf weichem Grunde drüd>en ſih ihre Fährten ſehr deutlih ab; wo das Amomum wächſt, halten ſie ſi< beſonders gern auf, und dort findet man auch die hochroten Fruchtſchalen weithin verſtreut.
„Jn unſerem Gehöfte hat es nie an Schimpanſen gemangelt, da ſie teils als Gaben der Dankbarkeit für glü>liche Kuren an Falkenſtein überſandt, teils um Waren im Werte von 3—10 Mark angeboten wurden. Eine beſondere Fndividualität Energie Lebhaftigkeit, natürlihe hoch entwid>elte Fntelligenz war weder bei jungen noh alten zu bemerken. Wurden fie erſhre>t oder geärgert, ſo erhoben ſie alle unter albernen unbehilflihen Gebärden ihr Geſchrei, während die größeren zugleih auch mit ihren Fäuſten wie raſend auf die Erde, Dächer und Kiſten trommelten. Obwohl in ihrem Charakter einige Verſchiedenheit niht zu verkennen war, erwieſen ſie ſih do< in ihrem Weſen ausnahmslos als recht ordinäre Tiere, denen man wenig Sympathie entgegenbringen, die man im allgemeinen weder bösartig no< gutmütig und in keinem Falle lieben8würdig oder dankbar nennen konnte. Nebe ihnen erſchien unſer Gorilla wie ein vornehmes Geſchöpf. Freilich haben wir unſeren Schimpanſen wie allen unſeren Tieren volle Freiheit gelaſſen, damit ſie ihre Urſprünglichkeit bewahren möchten. Daß ſie dur<h den Menſchen erzogen werden können und in Europa rect gebildet leben, iſt bekannt.“
Unter den Eingeborenen Weſtafrikas geht eine Überlieferung, nah welcher die Schimpanſen einmal Mitglieder ihres eigenen Stammes geweſen ſeien, wegen ihrer ſ{hle<ten Gewohnheiten aber aus aller menſ<hlihen Geſellſchaft verſtoßen und infolge hartnä>igen Beharrens bei ihren gemeinen Neigungen allmähli< auf den gegenwärtigen Zuſtand herabgeſunken wären.
Wie es ſcheint, kämpft der Schimpanſe mit dem Menſchen einzig und allein, um ſich zu verteidigen. Fürchtet er gefangen zu werden, ſo leiſtet er dadur<h Widerſtand, daß er ſeine Arme um den Gegner ſchlingt, ihn zu ſi heranzieht und zu beißen verſucht. Savage hat einen Mann geſehen, welcher ſo an den Füßen bedeutend verwundet worden war. „Die ſtarke Entwi>elung der E>zähne beim erwachſenen Schimpanſen möchte Neigung zu
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