Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

84 Erſte Ordnung: Affen; evſte Familie: Shmalnaſen (Menſchenaffen).

Fleiſ<hnahrung andeuten. Solche zeigt ſih jedo<h nur, wenn er gezähmt wurde. Anfänglih weiſt er Fleiſch zurü>, nah und nah aber verzehrt er es mit einer gewiſſen Vorliebe. Die Eckzähne, welche ſi<h frühzeitig entwieln, ſpielen alſo nur eine Rolle bei der Verteidigung. Kommt ein Schimpanſe mit dem Menſchen in Zwieſpalt, ſo iſt beinahe das erſte, 1vas er thun will, beißen.“

Entgegen Savage, aber übereinſtimmend mit von Koppenfels tritt Falkenſtein dafür ein, daß der Schimpanſe, gleih dem Gorilla, auh in der Wildnis animaliſche Koſt aller Art recht gern verzehrt, wenn er ſie nur erlangen kann. „Man darf“, ſagt Falkenſtein im Werke der Loango-Expedition, „in einem ſehr verbreiteten Vorurteile befangen, durchaus niht ängſtlih ſein, jeder Art von Afffen Fleiſhnahrung in irgend einer Form zu verabreichen. Das lehren ſie uns ſelbſt, wenn wir ſie im Freien zu beobachten Gelegenheit haben, indem ſie mit wahrer Leidenſchaft den Fnſekten, namentli<h Spinnen und Heuſ<hre>en, nachſtellen, aber au<h Vögel und Eier zu erlangen ſtreben. Für Schimpanſen ſind Natten Leckerbiſſen, die ſie gegen alle Gelüſte der Genoſſen energiſch verteidigen, und ebenſo verlangt der Gorilla nah Fleiſch, das er zum guten Gedeihen notwendig brauht. Fm Walde wird er ſi<h, wenn die Jagd ungünſtig iſt, vielleicht oft mit Früchten begnügen müſſen, wenigſtens fand ih bei zwei großen erlegten Schimpanſen nur. vegetabiliſche Reſte im Magen. Doch bin ih überzeugt, daß der Befund ein zufälliger war, und daß man bei anderen Gelegenheiten den Nachweis der animaliſchen Koſt leicht wird führen können.“

Unter allen Menſchenaffen gelangt gegenwärtig der Schimpanſe am häufigſten lebend zu uns, hält hier aber leider nur ausnahmsweiſe 2—3 Jahre aus, während er, wie man verſichert, in Weſtafrika bis 20 Fahre in Gefangenſchaft gelebt haben uñd groß und ſtark geworden ſein ſoll. Bis jet hat man ſtets beobachtet, daß die Gefangenen ſanft, flug und liebenswürdig waren. Degrandpré ſah auf einem Schiffe ein Weibchen, welches außerordentlich gelehrig war und mancherlei Arbeiten verrichtete. Buffon erzählt, daß ſein Schimpanſe traurig und ernſthaft ausſah und ſi< abgemeſſen und verſtändig bewegte. Von den häßlichen Eigenſchaften der Paviane zeigte er keine einzige, war aber auh nicht mutwillig wie die Meerkaßen, gehorchte aufs Wort oder auf ein Zeichen, bot den Leuten den Arm an und ging mit ihnen umher, ſette ſi zu Tiſche, benußte ein Vorſte>tu<h und wiſchte ſih, wenn er getrunken hatte, damit die Lippen; ſchenkte ſi< ſelbſt Wein ein und ſtieß mit anderen an, holte ſich eine Taſſe und Schale herbei, that Zucker hinein, goß Thee darauf und ließ ihn kalt werden, bevor er ihn trank. Niemand fügte er ein Leid zu, ſondern näherte ſich jedem beſcheiden und freute ſich ungemein, wenn ihm geſ<meicelt wurde. Traills Schimpanſe hielt man einen Spiegel vor: ſogleih war ſeine Aufmerk ſamkeit gefeſſelt; auf die größte Beweglichkeit folgte die tieſſte Nuhe. Neugierig unterſuchte er das merkwürdige Ding und ſchien ſumm vor Erſtaunen, bli>te ſodann fragend ſeinen Freund an, hierauf wieder den Spiegel, ging hinter dieſen, kam zurüd>, betrahtete nochmals ſein Bild und ſuchte ſi durch Betaſten desſelben zu überzeugen, ob er wirkliche Körperlichkeit oder bloßen Schein vor ſih habe: ganz ſo wie es wilde Völker thun, wenn ihnen zum ‘erſtenmal ein Spiegel gereiht wird. Leutnant Sayers erzählt von einem jungen Männchen, welches ex wenige Tage nah der Gefangenſchaft an der Weſtküſte Afrikas erhielt, daß es ſehr bald und im hohen Grade vertraut mit ihm wurde, noch innigere Freundſchaft aber mit einem Negerknaben \{<loß und im höchſten Zorne zu kreiſchen anfing, wenn jener ihn nur für einen Augenbli> verlaſſen wollte. Sehr eingenommen war der Affe für Kleidungsſtücke, und das erſte beſte, das ihm in den Weg kam, eignete er ſich an, trug es ſogleih auf den Plaß und ſeßte ſich unabänderlich, mit ſelbſtzuſriedenem Gurgeln, darauf, gab es auch gewiß nicht ohne harten Kampf und ohne die Zeichen der größten Unzufriedenheit wieder her. „Als ih dieſe Vorliebe bemerkte“, fährt der Erzähler fort, „verſah ih