Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
NNXTI Alfred Edmund Brehm.
Jnnern des damals noh ganz unerſchloſſenen Weltteiles erſtre>en ſollte, einen jüngeren Begleiter, der im Schießen, Sammeln und Präparieren von Tieren, namentlih von Vögeln, geübt wäre, und ex fand in dem jungen Brehm, deſſen ganze Naturleidenſchaft bei dieſem Antrage erwachte, den geeignetſten Begleiter, den er irgend wünſchen konnte, wenn ſich auch ſpäter das gegenſeitige Verhältnis erhebli getrübt hat, denn das leßtere geſ<hah ohne Brehms Verſchulden. Der Vater, welcher ſchon früher. einmal auf eigene Koſten ſeinen Schüler Schilling nah den Dſtſeeküſten entſendet hatte, damit er an ſeiner Stelle das Leben und Treiben der Meeresvögel erforſchen ſollte, konnte natürlich niht viel gegen einen Neiſeplan einwenden, von dem ſich die Vogelkunde im allgemeinen und ſeine Sammlungen im beſonderen manchen Zuwachs verſprechen durften. Jn der That hat Alfred, wie hier nebenbei bemerkt werden mag, ebenſo wie ſein Bruder Neinhold niht unbeträchtlih zur Vermehrung der Sammlungen des Vaters beigetragen. Denn die beiden Söhne wußten ja am beſten, wie der Alte ſammelte und für ſeine Zwe>e ſammeln mußte. Dem Afrikareiſenden drü>te er den Wunſch aus, von dort Schafſtelzen zu bekommen, und dieſer brachte ein halbes Tauſend zuſammen; er verlangte Turmfalken und erhielt nahezu ſo viel Stüe, wie das Jahr Tage zählt. Alles, was an Vogelleichen in ſeinen Beſitz kam und ſih brauchbar erwies, feierte dann unter ſeinen geſchi>ten Händen eine fröhliche Auferſtehung, und mit den ſo gewonnenen zahlreihen Duplikaten tauſchte er in der Folge Seltenheiten aus allen Ländern des Erdballes ein, wie und woher ex ſie bekommen fonnte.
Die Reiſenden ſegelten am 6. Juli 1847 von Trieſt ab, und der junge Brehm ahnte damals niht im geringſten, daß es volle 5 Fahre dauern würde, bis er die thüringiſchen Wälder wiederſehen ſollte. Nach einem kurzen Aufenthalte an der griechiſhen Küſte kamen
‘fie nah Ägypten, um daſelbſt bald die Erfahrung zu machen, daß man im Lande der Palmen niht ungeſtraft mit unbede>tem Haupte wandeln darf, denn beide litten in der Wunderſtadt Kairo an den Folgen des Sonnenſtichs und erlebten daſelbſt eine ſhre>ensvolle Minute, als am 7. Auguſt ein kurzes Erdbeben die Häuſer der Hauptſtadt erſchütterte, während ſie krank und elend, völlig unfähig, ſi< ins Freie zu retten, auf ihrem Schmerzenslager ſtöhnten. Später indeſſen verlebten ſie in Geſellſchaft des Baron von Wrede noch ſehr angenehme Tage in Kairo, der Stadt, welche in Brehms Erinnerung jederzeit die Krone der orientaliſchen Städte geblieben iſt, und ſchloſſen ſi<h dann einer Miſſion katholiſcher Geiſtlichen an, die am 28. September na< dem Fnnern Afrikas aufbrach, und mit der ſie gemeinſam eine Nilbarke für die Reiſe bis Aſſuan mieteten. Jhr nächſtes Ziel war Chartum, die neuerdings in den Kämpfen der Mahdiſten vielgenannte Hauptſtadt des ägyptiſhen Sudan. Sie gingen der ſtromaufwärts nur langſam vorwärts kommenden Barke gewöhnlich jagend am Ufer voraus, denn für dieſe Reiſenden war Ägypten nicht bloß durch ſeine alten Kulturdenkmäler, die natürli<h na<h Möglichkeit beſucht wurden, eine neue Welt. Der Naturforſcher erlebt im fremden Weltteile ſozuſagen mit jedem Schritte neue Überraſchungen, von denen der Alltagsreiſende ni<hts weiß; jeder Vogel beinahe, deſſen ſie anſihtig wurden, ſtellte ſi<h als erſtrebens8wertes Gut dar, und faſt jede8mal kehrten ſie mit Beute reich beladen zu ihrem Schiffe zurü>. Jn Dongola, woſelbſt die Miſſion Aufenthalt nahm, trennten ſich die beiden Neiſegeſellſhaften, die „Müllerſche Expedition“ gelangte mit eigener Barke na< Ambuktol,