Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Stinktiere: Surilho und Skunk. 665

bloß in Miſtkäfern zu beſtehen ſcheint; wenigſtens habe ih niemals etwas anderes in ihrem Magen gefunden.“

Jm Norden Amerikas lebt als Gegenſtü> des Surilho der übel berufene Skunk (Mephitis varians, M. macrura, vittata, mesomelas, occidentalis, mephitica, chinga, americana, hudsonica, mexicana, Viverra mephitis 2c.), deſſen Gebiß aus 34 Zähnen beſteht. Die Leibeslänge beträgt 40 cm, die Schwanzlänge beinahe ebenſoviel. Der glänzende Pelz hat Schwarz zur Grundfarbe. Von der Naſe zieht ſich ein einfacher, ſhmaler, weißer Streifen zwiſchen den Augen hindurch, erweitert ſich auf der Stirn zu einem rautenförmigen Fle>en, verbreitert ſi< no< mehr auf dem Halſe und geht endlich in eine Vinde über, welche ſich am Widerriſte in zwei breite Streifen teilt, die bis zu dem Schwanzende fortlaufen und dort ſi wieder vereinigen. Am Halſe, an der Schultergegend, an der Außenſeite der Beine, ſeltener au< an der Bruſt und am Bauche treten kleine, weiße Fle>en hervor. Über den Schwanz ziehen ſi entweder zwei breite, weiße Längsſtreifen, oder er erſcheint unregelmäßig aus Schwarz und Weiß gemiſcht.

Der Skunk iſt wegen der rüſihtsloſen Beleidigung eines unſerer empfindlihſten Sinneswerkzeuge ſchon ſeit ‘langer Zeit wohl bekannt geworden und macht noh heutzutage faſt in allen Reiſebeſhreibungen von ſih reden. Sein Verbreitungskreis iſt ziemlih ausgedehnt; am häufigſten wird er in der Nähe der Hudſonbai gefunden, von wo aus er ſih nah dem Süden hin verbreitet. Seine Aufenthaltsorte ſind höher gelegene Gegenden, namentlih Gehölze und Buſchwaldſtreifen längs der Flußufer, oder auh Felſengegenden, wo er in Spalten und Höhlen des Geſteins hauſt.

Das Stinktier iſt ſi< ſeiner fur<htbaren Waffe ſo wohl bewußt, daß es keineswegs ſcheu nder feig iſt. Alle ſeine Bewegungen ſind langſam. Es kann weder ſpringen noh flettern, ſondern nur gehen und hüpfen. Beim Gehen tritt es faſt mit der ganzen Sohle auf, wölbt den Rücken und trägt den Shwanz nah abwärts gerichtet. Ab und zu wühlt es in der Erde oder ſhnüffelt nah irgend etwas Genießbarem herum. Trifft man nun zufällig auf das Tier, ſo bleibt es ruhig ſtehen, hebt den Schwanz auf, dreht ſih herum und ſpribt nötigen Falls den Saft gerade von ſih. Wenn die Hunde es ſtellen, legt es, laut Henſel, den Schwanz wie ein ſißendes Eichhörnchen über den Nücken, kehrt das Hinterteil den andrängenden Rüden entgegen und führt zornig ſonderbare, hüpfende Bewegungen aus, wie man ſie zuweilen in den Käfigen von Bären ſieht. Die Hunde kennen die gefährliche Waffe ihres Gegners ſehr gut und halten ſih meiſt in a<tungsvoller Entfernung. Nur wenige von ihnen haben den Mut, das Stinktier zu greifen und zu töten. Niemals ver: ſchießt das angegriffene Tier ſeinen Peſtſaft voreilig, ſondern droht bloß, ſolange die Hunde einige Schritte ſih entfernt halten.

Zuweilen greift das Stinktier an, ohne daß es irgendwie gereizt wurde, vielleicht weil es meint, in Gefahr zu kommen, möglicherweiſe aber au<h aus reinem Übermute. „Als mein Sohn“, ſo erzählt Siedhof, „eines Abends langſam im Freien umherging, kam plößlich ein Stinktier auf ihn los und biß ſi in ſeinen Beinkleidern feſt. Er ſchüttelte es mit Mühe ab und tötete es dur einen Fußtritt. Als er aber nah Hauſe kam, verbreitete ſich von ſeinen dur< das gefährliche Tier beneßten Kleidern ein ſo durhdringender, abſcheulicher Knoblauchsgeruh, daß augenbli>li<h das ganze Haus erfüllt wurde, die befreundeten Familien, welche gerade zu Beſuch anweſend waren, ſofort davonliefen und die Einwohner, welche nicht flüchten konnten, ſih erbrehen mußten. Alles Räuchern und Lüſten half nichts. Die Stiefel rochen, ſo oft ſie warm wurden, no< 4 Monate lang, troßdem ſie in den Rauh gehängt und mit Chlorwaſſer gewaſchen wurden. Das Unglück hatte ſih im Dezember ereignet; das Tier war im Garten vergraben worden: aber no< im nächſten Auguſt konnte man ſeine Ruheſtätte dur< den Geruch auffinden.“