Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Stinktievre: Peſtgeruh. Zorilla. 667

Es iſ no< niht ausgemacht, ob die Stinktiere auh einander anſpriben, und es wäre jedenfalls wichtig, dies genau zu erfahren. Freilich finden wir, daß die Gerüche, welche ein Tier verbreitet, ihm gewöhnlih durchaus nicht läſtig fallen, ja ſogar gewiſſermaßen wohlriechend erſcheinen: demungeachtet wäre es doh möglich, daß ein Stinktiermännchen durch eine gehörige Ladung Peſtſaft von einem ſpröden Weibchen hinlänglich abgeſ<re>t werden könnte.

Jn der Gefangenſchaft entleeren die Stinktiere ihre Drüſen nicht, falls man ſich ſorgfältig hütet, ſie zu reizen. Sie werden nah kurzer Zeit ſehr zahm und gewöhnen ſich einigermaßen an ihren Pfleger, obgleich ſie anfangs mit dem Hinterteile vorangehen, den Shwanz in die Höhe gerichtet, um ihr Geſchüß zum Losſchießen bereit zu halten. Nur dur<h Schlagen oder ſehr ſtarke Beängſtigung ſollen ſie veranlaßt werden, von ihrem Verteidigungsmittel Gebrau<h zu machen. Einzelne laſſen ſi<, wie ihre Pfleger verſichern, ohne alle Fährlihkeit behandeln. Heu iſt ihr liebſtes Lager. Sie bereiten ſih ein ordentliches Bettchen und rollen ſi dann wie eine Kugel zuſammen. Nach dem Freſſen puben ſie ſih die Shnauze mit den Vorderfüßen; denn ſie ſind reinlih und halten ſich ſtets zierlich und glatt, legen auh ihren Unrat niemals in ihrem Lager ab. Man füttert ſie mit Fleiſch; am liebſten freſſen ſie Vögel. Sie verzehren oft mehr, als ſie verdauen können, und erbrechen ſih dann gewöhnlih nach einer ſolchen Überladung. Jhre Gier iſt aber immer noch ſo groß, daß ſie das Erbrochene wieder auffreſſen, wie es die Hunde auh thun. Bei reichliher Nahrung ſchlafen ſie den ganzen Tag und gehen erſt des Abends herum, ſelbſt wenn ſie keinen Hunger haben.

Das Fell des nordamerikaniſchen Stinktieres liefert einen re<t guten Pelz; man muß jedoch beim Fange wie bei der Jagd ſehr vorſichtig ſein und das Tier ſchnell töten, bevor es ſih ängſtigt und die Drüſe entleert. Anfang der ſechziger Fahre kamen na<h Lomer 120 000 Felle jährlih in den Handel zum Preiſe von 4—8 Mark; gegenwärtig iſt die Ausbeute auf ungefähr das Sechsfache geſtiegen, der Preis aber unverändert geblieben.

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Jn Afrika finden wir ſtatt der Stinktiere die Bandiltiſſe, jenen in Geſtalt und Anſehen ſehr nahe verwandte Tiere mit behaarten Sohlen und eher marder- als ſtinktierähnlichem, aus 34 Zähnen beſtehendem Gebiſſe. Der innere Hö>keranſaß des länglihen Fleiſchzahnes richtet ſi< na< vorn. Die Wurzeln der niederen Kegelza>en der Lückzähne zeihnen ſih durch ihre Die aus. Jm Gerippe erſcheinen die Bandiltiſſe als Mittelglieder zwiſhen Mardern und Stinktieren; in ihrer Lebensweiſe ſcheinen ſie mehr den erſteren als den leßteren zu ähneln.

Die am beſten beſtimmte Art der Gattung iſt die Zorilla, der „Maushund“ der Anſiedler des Vorgebirges der Guten Hoffnung (Rhabdogale mustelina, Viverra, Mustela, Putorius und Mephitis zorilla, Viverra und Zorilla striata, Zorilla capensis und leucomelas, Ictonyx capensìs 2c.), ein Tier von 95 cm Leibes- und 25 ecm Schwanzlänge. Der Leib iſt lang, jedoch niht ſehr ſchlank, der Kopf breit, die Schnauze rüſſelförmig verlängert; die Ohren ſind kurz zugerundet, die Augen mittelgroß mit längs geſpaltenem Stern; die Beine ſind kurz und die Vorderfüße mit ſtarken, ziemlih langen, aber ſtumpfen Krallen bewehrt; der Schwanz iſt ziemlih lang und buſchig, der ganze Pelz dicht und lang. Seine Grundfärbung, ein glänzendes Schwarz, wird gezeichnet dur<h mehrere weiße Fle>en und Streifen, welche mehr oder weniger abändern. Zwiſchen den Augen befindet ſih ein ſchmaler, weißer Fle>en, ein anderer zieht ſih von den Augen nah den Ohren hin; beide fließen zuweilen zuſammen und bilden auf der Stirn ein einziges weißes Band welches nach der Schnauze zu in eine Schneppe ausläuft. Auch die Lippen ſind häufig weiß geſäumt. Der obere Teil des Körpers iſt ſehr verſchieden, immer aber nah einem gewiſſen Plane gezeihnet. Bei den einen zieht ſih über das Hinterhaupt eine breite, weiße Querbinde, aus welcher vier Längsbinden entſpringen, die über den Nücen verlaufen, ſih in der Mitte