Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Seeotter: Nachſtellung. Abnahme. Jagdweiſen. 687
den leichten Fellkähnen, die gewöhnlich zwei Mann aufnehmen können. Die Leute bleiben etwa 100 Tage auf Sanak, abgeſchloſſen von aller Welt und allen Unbilden des meiſt rauhen Wetters ſowie großen Entbehrungen ausgeſeßt. Die Fagdweiſen ſind verſchieden. Bei einigermaßen ruhigem Wetter fahren die Leute in ihren Vidarkas in langer Linie über das Meer, bis ſie einen Otter erſpähen. Sowie dieſer taucht, ſchließen die Jäger einen Kreis um die Stelle und halten ſcharfen Auslug. Das wieder erſcheinende Tier wird dur<h Speerwürfe und gellendes Geſchrei ſofort in die Tiefe zurü>geſheu<ht, um die Stelle ein neuer Kreis gebildet und damit fortgefahren, bis der Diter, da ihm niht Zeit zum genügenden Atemholen gelaſſen wird, ermattet und endlih dem nächſten Jäger zur Beute fällt. Eine ſolche Jagd mag 2 und 3 Stunden dauern, wenn nicht ein gut gezielter Speer ſie früher beendet. Auf dieſe Weiſe erlangen die Jäger in 8 Monaten, wenn ſie vom Glü>ke recht begünſtigt ſind, vielleicht 40—50 Otter, davon jeder für ſie mindeſtens 200 Mark wert iſt.
Einzelne Jäger ſuchen die Tiere auh vom Lande aus zu ſchießen, wozu ihnen die Händler ausgezeihnete Gewehre übergeben. Bei ſ{hwerem Wetter wandert der Jäger auf den Felſen an der Wetterſeite entlang und ſucht irgend welhem Otter, der jenſeits der Brandung im ruhigeren Waſſer erſcheint, ſeine Kugel durh den Kopf zu ſchießen. Das Toſen der Brandung, der umherfliegende Giſcht hindern das ſo vorſichtige Tier am Erkennen der ihm drohenden Gefahr, ſo daß der beharrlihe Schüße eine Kugel nach dex anderen zu entſenden vermag. Trifft endlich eine das Ziel, ſo ſett er ſih geduldig nieder, bis Wind und Wellen ihm die koſtbare Beute zuführen. Die aufregendſte und gefährlichſte Fagdweiſe aber iſt das „Schlagen“ der Otter wegen der bedenklihen Umſtände, unter denen es gegenwärtig nur noh betrieben werden kann. Wenn ein Sturm wütet, werden die Seeotter auf den entlegenen einſamen Klippen, wo ſie ſih no< vor den Menſchen ſicher glauben, durch die höher und höher waſchende Brandung in ihrer Ruhe geſtört und ſteigen weiter im Gefelſe hinauf, als ſie ſonſt zu thun pflegen. Sobald jedoch die Brandung ſich beruhigt, verfügen ſie ſih wieder an die vertrauten Pläße in der unmittelbaren Nähe des Waſſers. Nun gibt es tollkühne Jäger, welche ihr Leben wagen, um die vor der Brandung zurü>gewichenen Tiere auf ihren höheren Raſtorten überraſchen zu können. Wenn ſie zu bemerken glauben, daß der Sturm bald niedergehen wird, vertrauen ſie ſich in ihrer gebre<hlihen Bidarka dem hochgehenden Meere an und ſuchen eine ihnen wohlbekannte Klippe, die 40 und 50 km entfernt ſein mag, mit Wind und Wellen fahrend, zu erreichen. Verfehlen ſie ihr Ziel, haben ſie das Wetter unrichtig beurteilt, ſo wird wahrſcheinlih niemand wieder von ihnen hören; glü>t ihnen aber die Fahrt, ſo landen ſie an der Leeſeite der Felſen, eilen unter dem Winde hinauf und töten mit Keulenſhlägen die etwa dort ruhenden Seeotter. Das Heulen des Sturmes, das Toſen der Brandung übertäubt alles Geräuſch, das die Jäger etwa verurſachen, Regen oder Dunſt verhindert die entfernter liegenden Tiere, wahrzunehmen, was ihnen droht. Auf dieſe Weiſe haben einmal zwei Fäger in noh nicht einer Stunde 78 Seeotter erlegt.
Weſtwärts von Unalaſchka, beſonders auf Attu, der weſtlihſten der Alêuten, werden zum Fange der Seeotter auh weitmaſchige Nebe verwendet; ſie ſind bis 6 m lang, 2—83 m breit und werden über ſ{<wimmende Tangmaſſen ausgelegt, auf welchen die Otter zu ruhen und zu ſpielen lieben. Dabei verſtri>en ſie ſih in die Neße und ſcheinen hierdur< derartig erſchre>t und verwirrt zu werden, daß ſie kaum große Anſtrengungen machen, ſich aus den verhältnismäßig ſhwachen Feſſeln zu befreien. Die Neßleger, die vom Lande aus ihr Fangzeug überwachen, eilen dann herbei und bemächtigen ſih der Tiere, davon ſie {hon drei und manchmal ſogar ſe<s in einem Nete gefangen haben ſollen.
Elliott führt noh an, daß es bisher tros vielfacher Verſuche niht gelungen ſei, junge Seeotter aufzuziehen und zu zähmen. Sie verweigern die Annahme jegliher Nahrung und