Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
D Vierte Ordnung: Raubtiere; vierte Familie: Hyänen.
auh die Menſchen, welche er ſonſt ſchlafend find, dermaſſen einſ<läffert, daß ſie ohn Empfindlichkeit ligen, und ihm zum Raube dienen müſſen.“ Das Merkwürdigſte bei der Sache iſt daß dieſe Fabelei Widerklang findet bei allen Völkerſchaften, welche die Hyänen kennen lernten. Namentlich die Araber ſind rei<h an Sagen über dieſe Tiere. Man glaubt ſteif und feſt, daß Menſchen von dem Genuſſe des Hyänengehirnes raſend werden, und vergräbt den Kopf des erlegten Raubtieres, um böſen Zauberern die Gelegenheit zu übernatürlichen Beſchwörungen zu nehmen. Ja, man iſt ſogar feſt überzeugt, daß die Hyänen ſelbſt nichts anderes ſind als verkappte Zauberer, welche bei Tage in Menſchengeſtalt umherwandeln, bei Nacht aber die Hyänenmaske annehmen, allen Gerehten zum Verderben. F< felbſt bin mehrere Male von meinen arabiſchen Dienern herzlih und dringend gewarnt worden, auf
Gerippe der Tüpfelhyäne. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)
Hyänen zu ſchießen, und ſchauerlihe Geſchichten wurden mir über die Gewalt der verlarvten, hölliſchen Geiſter mitgeteilt.
„Dieſe verzauberten Menſchen, die von Allah, dem Erhabenen, Verdammten“, jo ſagte mir mein Diener Ali, „können dur den bloßen Bli> ihres böſen Auges das Blut in den Adern des Gottſeligen zum Sto>en und das Herz zum Stillſtehen bringen, die Eingeweide austro>nen und den Verſtand verwirren. Einer unſerer Herrſcher, Churſhid Paſcha, ließ viele von den Dörfern verbrennen (Gott ſegne ihn dafür!), in denen ſih ſolche Zauberer befanden, und dennoch iſ ihre Anzahl immer no groß genug, und ſie ſind Üübermächtig, zum Schaden der Gläubigen. Zwar wird ſie Allah in den tiefſten Pfuhl der Hölle ſ{<leudern; allein während ſie leben, thut der Gläubige wohl, ihnen aus dem Wege zu gehen
und den Bewahrer zu bitten, daß er ihn vor den aus ſeinem Himmel herabgeſchleuderten Teufeln in Gnaden bewahre. Fener Fürſt ſtarb eines frühen Todes, denn er verfuhr hart gegen alle Zauberer, und wahrlih! — nur der Blik des böſen Auges hat ihn unter die Erde gebracht. Glaube mir, ih ſelbſt war in großer Gefahr; nur der Allmächtige hat mix geholfen und- mein Herz gutem Rate geöffnet. Meine Ohren waren bereit, die Stimme Des Marners zu meinem Herzen zu führen. Jh wollte mit einem meiner Brüder Jagd anſtellen auf jene nächtlichen Geiſter der Hölle, welche ſich gar heftig auf dem Leihname eines Kameles ſtritten, allein no< zur reten Zeit wurde ih dur den Sohn eines weiſen Scheichs davon