Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
Tüpfelhyäne: Raubſuht. Gefangenleben. Fortpflanzung. 9
ihr häßlihes Geheul zuweilen ſhon vor Sonnenuntergang, im fernen Walde au< no< früher. Am Walafluß ſ{hoß einer unſerer Leute eine, welche eine zerfallene Hütte in einer verlaſſenen Ortsſtelle zur Schlaſſtätte erwählt hatte. Jn Tabora ſah ih einen Jungen, den eine Hyäne im Schlafe gepa>t uud fortgeſhleppt, indes auf ſein Geſchrei fallen gelaſſen hatte. Den Eingeborenen, welche um ihretwillen die Brunnen mit Reiſig zude>en, kommt ihr Geheul, den Arabern bekanntlih ein Gegenſtand abergläubiſcher Furcht, komiſh vor.“
Die gefle>te Hyäne iſt diejenige Art, mit welcher ſih die Sage am meiſten beſchäftigt. Viele Sudaneſen behaupten, daß die Zauberer bloß deshalb ihre Geſtalt annehmen, um ihre nächtlihen Wanderungen zum Verderben aller Gläubigen auszuführen. Die häßliche Geſtalt und die ſhauderhaſt lachende Stimme der gefle>ten Hyäne wird die Urſache dieſer Meinung geweſen ſein. Auch wir müſſen dieſer Hyäne den Preis der Häßlichkeit zugeſtehen. Unter ſämtlihen Raubtieren beſißt ſie unzweifelhaft die abſtoßendſte, garſtigſte Geſtalt; zu dieſer aber kommen nun noch die geiſtigen Eigenſchaften, um das Tier verhaßt zu machen. Sie iſt dümmer, böswilliger und roher als ihre geſtreifte Verwandte, obwohl ſie ſih vermittelſt der Peitſche bald bis zu einem gewiſſen Grade zähmen läßt. Wie es ſcheint, erreicht ſie jedo< niemals die Zahmheit der geſtreiften Art; denn die Kunſtſtücke in Tierſchaubuden ſind eben niht maßgebend zur Beurteilung hierüber, und andere Leute, als ſolche herumziehende Tierkundige, machen ſih ſ{<werli< das Vergnügen, ſi mit ihr zu beſchäftigen. Sie iſt allzu häßlih, zu ungeſhlacht und zu unliebenswürdig im Käfig! Stundenlang liegt ſie auf einer und derſelben Stelle wie ein Kloß; dann ſpringt ſie empor, ſchaut unglaubli<h dumm in die Welt hinaus, reibt ſih an dem Gitterwerke und ſtößt von Zeit zu Zeit ihr abſcheuliches Gelächter aus, welches, wie man zu ſagen pflegt, dur< Mark und Bein dringt. Mix hat es immer ſcheinen wollen, als wenn dieſes eigentümliche und im höchſten Grade widerwärtige Geſchrei eine gewiſſe Wolluſt des Tieres ausdrücen ſollte; wenigſtens benahm ſi die lachende Hyäne dann au< in anderer Weiſe ſo, daß man dies annehmen konnte. Haad>e hat eine günſtigere Meinung von der Tüpfelhyäne. Jedenfalls iſ nach ihm der „Peter“ des Frankfurter Gartens ein ſehr liebenswürdiger Vertreter ſeiner Art. „Sobald mein Peter“, ſchreibt ex, „mich kommen hört, tanzt er, wenn er nicht gerade ſ{läft, ausgelaſſen vor dem Käfiggitter auf und ab, wedelt vergnügt mit dem Schwänzchen und nimmt einen entſchieden freundlichen Geſichtsausdru> an, ſoweit ſolches einer Hyäne eben möglich iſt. Große Freude bereitet es ihm dann, wenn ih ihn ſtreichele und kraue. Ebenſo benimmt ſi Peter ſeinen anderen Freunden gegenüber, und wenn es etwa nötig iſt, ihn zeitweilig aus dem Raubtierhauſe zu entfernen, ſo durcheilt er, falls es ſein muß, gutwillig eine Reihe von Käfigen und begibt ſih ohne Umſtände in den Verſetkaſten. Etwas ſ{hwerer hält es aber meiſtens, ihn aus dieſem herauszubringen, weil er niht weiß, welche gefährliche Geſellſchaft man ihm etwa geben will.“
Es kommt ſelten vor, daß ſih ein Hyänenpaar im Käfig fortpflanzt. Hierbei muß freilih in Betracht gezogen werden, daß es ungemein ſ{<wer hält, ohne handliche Unterſu<hung Männchen und Weibchen zu unterſcheiden, ſolche Unterſuchung aber wegen der Störrigkeit, Bosheit und Wehrhaftigkeit des Tieres niht immer ohne Gefahr ausgeſührt und es ſomit nicht beſtimmt werden kann, ob man ein Paar beſitzt oder zwei Tiere gleichen Geſchlechts zuſammenſperrt. Wo erſteres der Fall war, hat man auh Funge erzielt, beiſpielsweiſe im Londoner Tiergarten. Über die Art und Weiſe der Begattung ſowie die Dauer der Trächtigkeit weiß ih nichts zu ſagen. Die Tüpfelhyäne wölft im mittleren Afrika etwa zu Anfang der Regenzeit, im Norden im Frühling, auf dem na>ten Boden in einer ſelbſtgegrabenen funſtloſen Nöhre oder in einer natürlichen Höhle 3—7 Funge. Solange dieſe ganz klein und ſhwaqh ſind, liebt die Mutter ſie zärtlih und verteidigt ſie mutvoll; ſpäter aber ſoll ſie die ſtraffer gewordenen, ſobald Gefahr droht, feig ihrem Schickſale