Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
16 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde,
merkwürdige Fertigkeit. Die Unterſuchung des Baues ergab, daß alle Röhren miteinander in Verbindung ſtanden und zu einem großen Keſſel führten, welcher wohl zeitweilig die gemeinſame Wohnung für alle bilden mochte. Der genannte Beobachter gibt an, daß die Nahrung unſerer Tiere hauptſähli<h aus Lämmern beſteht, daß ſie aber auch ab und zu ein Schaf überwältigen und töten, von ihm aber hauptſähli<h bloß den fetten Schwanz verzehren. Wenn dies der Fall iſt, würden ſie allerdings kein ſtarkes Gebiß brauchen. Das übrige Leben des Erdwolfes iſt vollkommen unbekannt.
Es iſt wahrſcheinli<h, daß der Verbreitungskreis weiter reiht, als man gewöhnlich annimmt. Wenigſtens hat de Foannis in Nubien eine Zibethhyäne tot gefunden, welche der in Südafrika lebenden vollkommen gleih zu ſein ſchien.
Vor etlichen Fahren gelangten mehrere Erdwölfe lebend in den Londoner Tiergarten. Sie halten anſcheinend die Gefangenſchaft re<t gut aus, laſſen ſi< alſo leiht ernähren. Über ihr Weſen und Betragen habe ih nihts in Erfahrung bringen können.
Jn der fünften, nah außen hin ziemlich ſtreng abgeſchloſſenen Familie der Raubtiere vereinigen wir die Hunde (Canidae). ES iſt bereits hervorgehoben worden, daß die Hunde in ihrem Leibesbaue nicht ſo ſehr von den Katen verſchieden ſind, als man auf eine flüchtige Betrachtung hin wohl annehmen möchte. So beſtimmt ſie auh ihr eigentümlihes Gepräge im äußeren wie im inneren Baue und ihre Eigentümlichkeiten in der Leben8weiſe wie in ihren Sitten feſthalten, ſo viele übereinſtimmende Merkmale beider Familien laſſen ſi nachweiſen. Fn der Größe ſtehen ſie ſämtlih hinter den größeren Arten der Katen zurü> und beſißen demgemäß auh nicht die Stärke und Furchtbarkeit jener vollendetſten Räuber. Jhre Geſtalt iſt mager, der Kopf klein, die Schnauze ſpiß, die ſtumpfe Naſe vorſtehend, der Hals ziemli<h ſ{<wa<, der Rumpf, welcher auf dünnen oder hohen Beinen mit kleinen Pfoten ruht, in den Weichen eingezogen, der Schwanz kurz und oft buſchig behaart. An den Vorderfüßen finden ſih meiſtens 5, an den Hinterfüßen regelmäßig 4 Zehen, welche ſtarke, immer aber ſtumpfſpißbige und niht zurüziehbare Krallen tragen. Die Augen ſind groß und hellem Lichte zugänglicher als die Kaßenaugen, die Ohren meiſt ſpißer und größer als bei jenen, die Zißen an Bruſt und Bauch zahlreicher. Jn dem kräftigen Gebiſſe, welches 36—48 Zähne zählt, ſind die 12 Schneidezähne, zumal die der oberen Kinnlade, verhältni8mäßig groß, die äußeren faſt e>zahnartig vergrößert, die 4 E>zähne ſ{hlank und etwas gekrümmt, die Lü>kenzähne weniger ſcharf geza>t als bei den Katen, die Kauzähne ziemli< ſtumpfe Mahlzähne, welche die Speiſe ordentlih zermalmen. Der Schädel iſt geſtre>t, namentlich die Kiefer ſind verlängert. 20 Bruſt- und Lendenwirbel, 3 Kreuzbein- und 18—22 Schwanzwirbel bilden die Wirbelſäule. Den Bruſtkaſten umgeben 13, 9 wahre und 4 falſche, Nippenpaare. Das Schlüſſelbein iſt verkümmert, das Schulterblatt ſhmal, das Beden kräftig. Der Darmſchlauch zeichnet ſih dur einen rundlihen Magen aus; der eigentliche Darm hat vier- bis ſiebenfache Körperlänge.
Fn ihrer ganzen Anlage zeigen die Hunde, daß ſie niht aus\{<hließli< auf rein tieriſche Nahrung angewieſen ſind, und laſſen den Schluß zu, daß ſie demgemäß auch weniger mordluſtig und blutgierig ſein werden als die Kaßen. Jn der That unterſcheiden ſie ſih gerade hierin weſentli<h von jenen. Sie ſtehen an Wildheit, Mordluſt und Blutgier unbedingt hinter den Katen zurü>, bekunden vielmehr alle eine mehr oder minder ausgeſprochene Gutmütigkeit. Das Hundegeſicht ſpricht uns in der Regel freundlich an und läßt niemals das troßige Selbſtvertrauen und die Wildheit, welche ſi<h im Kaßengeſichte ausdrü>en, beſonders bemerklih werden.