Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
Allgemeines. 17
Schon in der Vorzeit waren die Hunde weitverbreitete Säugetiere; es ſteht au< unzweifelhaſt feſt, daß ſie ſehr früh auf der Erdoberfläche erſchienen. Gegenwärtig verbreiten ſie ſi< über die ganze bewohnte Erde und treten in den meiſten Gebieten häufig auf. Einſame, ſtille Gegenden und Wildniſſe, mögen ſie gebirgig oder eben ſein, ausgedehnte düſtere Wälder, Dieichte, Steppen und Wüſten bilden ihre Aufenthaltsorte. Einige ſ{<weifen faſt beſtändig umher und halten ſih höchſtens ſo lange an einem Orte auf, als ſie dur ihre noh unmündige Nachkommenſchaft an ihm feſtgehalten werden, andere graben ſih Höhlen in die Erde oder benußen bereits gegrabene Baue zu feſten Wohnungen. Die einen ſind rein nächtliche, die anderen bloß halbnächtliche Tiere, manche vollkommene Tagfreunde. Jene verbergen ſi< während des Tages in ihren Bauen oder in einſamen und geſhüßten Schlupfwinkeln, im Gebüſche, im Schilfe oder hohen Getreide, zwiſhen öden und dunkeln Felſen und ſtreifen zur Nachtzeit entweder einzeln oder in Geſellſchaften dur das
Gerippe des Wolfes. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)
Land, dur<hwandern dabei unter Umſtänden viele Meilen, jagen während der Wanderung beſuchen dabei ſogar größere Dörfer und Städte und ziehen ſih bei Anbruch des Tages in den erſten paſſenden Schlupfwinkel zurü>, den ſie auffinden; dieſe ſind bei Tage kaum weniger thätig als bei Nacht. Wenige leben einzeln oder paarweiſe; denn ſelbſt diejenigen Arten, bei denen Männchen und Weibchen zeitweilig zuſammenhalten, ſchlagen ſi< unter Umſtänden in ſtärkere Meuten zuſammen, und man kann wohl behaupten, daß alle Hunde ohne Ausnahme geſellige Tiere ſind.
Hinſichtlich der Beweglichkeit geben die Hunde den Kagen wenig nah. Jhre ſtumpfen Krallen erlauben ihnen nit, zu flettern, und ſie ſind deshalb auf den Boden gebannt; auch verſtehen ſie niht, ſo hohe und weile Sprünge auszuführen wie die Kaßen: im übrigen aber übertreffen ſie dieſe eher, als daß ſie ihnen nachſtänden. Sie ſind vortreffliche Läufer und beſizen unglaubliche Ausdauer, ſhwimmen ohne Ausnahme und zum Teil meiſterhaft; ja wir finden bei ihnen bereits förmliche Waſſertiere, d. h. Hunde, welche ſi< mit wahrer Wonne in den Wellen herumtummeln. Beim Gehen treten ſie bloß mit den Zehen auf, wie die Katen; ihr Gang aber iſt eigentümlich ſchief, weil fie die Beine nicht gerade vor ſich hinzuſeßen pflegen. Alle Hunde haben hochentwi>elte Sinne. Das Gehör ſteht dem der Kaßen faum nach, der Geruch dagegen iſt zu einer bewunderungswürdigen Schärfe ausgebildet,
Brehm, Tierleben. 3. Auflage. TT. | 2