Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
658 “Achte Ordnung: Zahnarme; zweite Familie: Ameiſenbären.
ſehr entwid>elt; die Armknochen ſind überaus ſtark. Eigene Muskeln bewegen die ſehr lange, runde, mit ſpißigen, hornartigen, Éleinen Stacheln beſeßte Zunge, welche dur<h außerordentlih entwidelte Speicheldrüſen fortwährend mit klebrigem Schleime überzogen wird. Das Herz iſt verhältnismäßig klein. Die Schlagadern bilden Wunderneße an den Shenkeln.
Die größte Art der Familie iſt der Mähnenameiſenbär, in Paraguay Yurumi, in Surinam, laut Kappler, Tamanoa genannt (Myrmecophaga jubata). Der Pelz dieſes ſehr auffallenden Tieres beſteht aus dicten, ſteifen, rauh anzufühlenden Borſtenhaaren. Kurz am Kopfe, verlängern ſie ſih längs des Na>ens und Rügrates, wo ſie eine Mähne bilden, bis auf 24 cm, und am Schwanze von 26 bis zu 40 em, während ſie am übrigen Körper, um und an den Beinen, bloß 8—11 cm lang ſind. Dieſe Haare liegen
Gerippe der Tamandua. (Aus dem Berliner anatomiſchen Muſeum.)
entweder mit rücwärts gedrehter Spiße am Körper oder hängen an der Seite herunter; nur am Kopfe ſtehen ſie ſenkre<ht empor. Diejenigen, welche die Shwanzquaſte bilden, ſind ſeitwärts zuſammengedrü>t und erſcheinen lanzettartig. Nackt ſind bloß die Schnauzenſpite, die Lippen, die Augenlider und die Fußſohlen. Die Farbe des Pelzes iſt ziemlich verſchieden. Am Kopfe erſcheint als Geſamtfarbe Aſchgrau mit Schwarz gemiſcht, weil hier die Haare abwechſelnd ſhwarz und aſhgrau geringelt ſind. Faſt die nämlihe Färbung haben der Na>en, der Rücken und zum Teil auch die Seiten des Rumpfes, die vorderen Beine und der Schwanz. Die Kehle, der Hals, die Bruſt, der Bauch, die Hinterfüße und die untere Seite des Schwanzes ſind ſ{hwarzbraun. Ein \hwarzer, anfangs 13—15 cm breiter, nah hinten \piß zulaufender Streifen erſtre>t ſich vom Kopfe und der Bruſt über den Rücken in ſchiefer Nichtung bis zum Kreuze und wird eingefaßt von zwei ſ{hmalen, blaßgrauen Streifen, die mit ihm gleihlaufen. Eine ſchwarze Vinde bedet das Ende des Vorderarmes, und auh die Zehen der Vorderfüße ſowie die na>ten Teile des Körpers ſind ſhwarz. Jn der Jugend ſind die Ameiſenfreſſer im allgemeinen lichter als im Alter; die Haare haben auch noh niht die lihten Ringe wie ſpäter. Die Länge des erwachſenen Yurumi beträgt 1,3 m, die Länge des Schwanzes ohne Haare 68 em, mit den Haaren aber wenigſtens 95 em, oft etwas darüber. Somit erreicht das Tier eine Geſamtlänge von 2,3 m; aber man findet zuweilen alte Männchen, welche noh größer ſind. Das Gewicht beträgt nach Kappler bis zu 40 kg.