Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
676 Achte Ordnung: Zahnarme; dritte Familie: Gürteltiere.
Willen auszuſtre>en, wie ih es oft bei anderen Tieren gethan, um ſie zu meſſen. Die Maße, welche ih gebe, habe ih von dem getöteten genommen. Seine Länge von der Schnauzenſpibe bis zum Shwanzende beträgt 45 cm, und der Shwanz mißt 7 cm, ex iſt unten an der Spiße rund oder kegelförmig, an der Wurzel dagegen breitgedrü>t. Die Schuppen ſind auh niht wie bei den übrigen, ſondern ähneln mehr di>en Körnern und ragen weit hervor; der Harniſch der Stirn aber iſt oben viel ſtärker als bei den übrigen und zuſammengeſeßt aus Schilderreihen und unregelmäßigen Stücen. Die Ohren erreichen, obgleich ſie 2,5 cm meſſen, niht die Höhe des Harniſches, welcher ganz bedeutend den eigentlichen Kopf überragt. Das Rückenſchild iſt 6,5 ecm ho< und zeichnet ſih durch eine bemerfenswerte Spiße an jeder Seite aus, mit welcher das Tier nicht bloß ſein Auge, ſondern auh den größten Teil des Kopfes bede>en und ſhüßen kann (wahrſcheinlih wenn es ſi zuſammenrollt). Die drei Binden, welche der Matako beſit, ſind auf dem Rücken 1,7 ecm lang, verſhmälern ſih aber na< den Seiten zu, das Kreuzſchild iſt 15 em hoch. Alle einzelnen Schuppen der Schilder und Vinden ſind unregelmäßig, rauh, holperig, und jede iſt wieder aus einer Menge Éleinerer, unregelmäßiger Stückchen zuſammengeſeßt. Die Färbung des ganzen Tieres iſt dunkelbleigrau, glänzend oder bräunlich, die Haut zwiſchen den Binden weißli<h, an der Unterſeite aber dunkel. Hier findet man kaum Schildchen, aber dieſe ſind ſehr diht und groß auf den Außenſeiten der vier Beine und an den Seiten, wo \ſi<h die Binden vereinigen. Dort bemerkt man auch die Muskeln, welche die Schilde zuſammenziehen, um eine Kugel daraus zu geſtalten. Die einzelnen Pfoten ſind ſhuppenlos, obgleich ſie einzelne Schildchen zeigen.“ :
Andere Reiſende erzählen ebenfalls von dieſem Gürteltiere und heben namentlich hervor, daß die Hunde es mit großer Wut angreifen, weil ſie niht im ſtande ſind, den Panzer zu zerbeißen, und umſonſt verſuchen, das zuſammengerollte Tier fortzuſhleppen. Wenn fie die Bolita von der einen Seite pa>en, entſchlüpft die große, glatte Kugel ihren Zähnen, und der Ball rollt auf den Boden, ohne Schaden zu nehmen. Dies erbittert alle Hunde aufs höchſte, und ihre Wut ſteigert ſi< mehr und mehr, je weniger ihre Bemühungen von er» wünſchtem Erfolg begleitet ſind, gerade ſo, wie es bei unſerem Fgel auch der Fall iſt.
Anton Göring erhielt eine lebende Bolita aus San Luis im weſtlihen Argentinien, ihrer eigentlihen Heimat oder doh derjenigen Gegend, wo ſie am häufigſten vorkommt. Dort lebt das Tier, ganz wie Azara angibt, im freien Felde, ob auch in ſelbſtgegrabenen Höhlen, konnte Göring nicht erfahren. Die Eingeborenen nehmen es beim Fange der anderen Gürteltiere, welche, wie bemerkt, eine Lieblingsſpeiſe der Gauchos bilden, gelegentlih mit und töten es, falls ſie es verzehren wollen, noh heute in der Weiſe, wie Azara es angegeben hat. Weil aber der Matako ein niedliches Geſchöpf iſt, findet er gewöhnlich Gnade vor ihren Augen und wird für die Gefangenſchaft erhalten. Da ſpielen dann die Kinder des Hauſes mit ihm, kugeln ihn hin und her oder laſſen ihn auf einem Brette weglaufen und erfreuen ſi< an dem Geklapper, welches er durch ſein ſonderbares Auftreten hervorbringt. Göring wurde oft beſucht und gebeten, ſeinen Gefangenen den Leuten vorzuführen Obgleich das Tier noh nicht lange in der Gefangenſchaft geweſen war, zeigte es ſich doh vom erſten Augenbli>e an zutraulih und nahm ohne weiteres das Futter, welches ihm vorgehalten wurde, aus der Hand. Es fraß allerlei Früchte und Blätter, namentlich Pfirſiche, Kürbiſſe und Salat, zwar nux, wenn man es ihm vorhielt, aber mehrmals am Tage, ſo oſt man ihm etwas gab. Die Nahrung mußte man ihm, ſeiner kleinen Mundöffnung wegen, in dünne Stückchen ſchneiden; dieſe nahm es dann ſehr zierlih zu ſih. Es ſchlief ebenſowohl bei Tage als bei Naht. Dabei ſtre>te es die Vorderbeine gerade vor ſi hin, zog die Hinterbeine ein und legte ſih auf ſie und den Bauch, bog den Kopf herab und verbarg ihn zwiſchen den Vorderbeinen. Der Rüen zeigte ſi in jeder Stellung ſehr gewölbt: das Tier