Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

682 Achte Ordnung: Zahnarme; dritte Familie: Gürteltiere.

iſt [<mußig gelblihweiß, auf der Unterſeite des Körpers etwas heller. Die Augen ſind ſchwarz. Die Länge des Körpers beträgt 13 cm, die des Schwanzes 3,5 cm, die Höhe am Widexrriſte 5 cm.“

Jn den Werken über Tierkunde findet ſich über die Lebensweiſe des Schildwurfes bloß folgendes: Das Tier lebt in ſandigen Ebenen und gräbt ſih, ganz wie unſer europäiſcher Maulwurf, lange Gänge unter dem Boden, vermeidet es ſorgſam, dieſen Palaſt unter der Erde zu verlaſſen und kommt wahrſcheinlih bloß dur Zufall an die Oberfläche herauf. Es ſoll mit der größten Schnelligkeit den Boden durhwühlen oder wie der Maulwurf geradezu durchlaufen, auf der Oberfläche der Erde dagegen ſih langſam und ungeſchi>t bewegen. Höchſt wahrſcheinlich jagt es Kerfen und Würmern nath, vielleiht nimmt es auch mit zarten Wurzeln vorlieb. Über die Fortpflanzung weiß man nur ſo viel, daß die Vermehrung gering iſt. Die Eingeborenen behaupten, das Weibchen trage ſeine Jungen verſte>t unter der Gürtelde>e.

Man ſieht, wie dürftig dieſe Mitteilungen und wie viele von ihnen bloße Vermutungen ſind. Um fo angenehmer war es mix, von Göring noh einiges zu erfahren. „Der Schildwurſ“, ſo berichtet er mir, „lebt nict bloß in der Provinz Mendoza, ſondern auh in San Luis, und zwar nach den Verſicherungen eines alten glaubwürdigen Landwirtes in weit größerer Anzahl als in Mendoza, obwohl er hier bekannter iſt, jedenfalls weil die Naturforſcher öfter nah ihm gefragt haben. Die Spanier nennen ihn Bicho ciego, weil ſie glauben, daß er ganz blind wäre; einzelne aber geben ihm den Namen Juan calado (Hans mit Spizenbeſaß). Unter erſterem Namen kennt ihn jeder Mendozino, welcher ſi einigermaßen um die Tiere ſeiner Heimat bekümmert. Das Tierchen bewohnt ſandige, tro>ene, ſteinige Gegenden, hauptſä<hlih ſolhe, welche mit dornigem Geſtrüppe und Kaktus bewaſen ſind. Den Tag über hält es ſi ſtets im Fnneren der Erde verſte>t: nachts aber erſheint es au< auf der Dberfläche, und namentli<h bei Mondſchein läuft es außen umher, am liebſten unter Gebüſchen. Nach allen ſicheren Angaben verweilt es niemals lange vox ſeinem Baue und entfernt ſi< au<h immer nur auf wenige Schritte von der Mündung der Höhle. Die Fährte, welche es zurükläßt, iſt ſo eigentümlich, daß man unſern „Spißenhans“ augenbli>li< daran erkennen kann. Der Gang iſt nämlich nur ein Fortſchieben der Beine; das Tier vermag es niht, die ſhwerbewaffneten Füße hoh genug zu erheben, und ſchleift ſie bloß auf dem Boden dahin. So bilden ſi zwei nebeneinander fortlaufende Streifen im Sande, welche ſi<h no< beſonders dadur<h auszeihnen, daß ſie ſi< immer in den mannigfaltigſt verſ<hlungenen Windungen dahinziehen. Die Mündungen des Baues ſind auh noch an Einem kenntlih: Der Schildwurf ſ{hleudert beim Herausgehen, wahrſcheinlih mit den nach außen gedrehten Vorderpfoten, wohl na< Art des Maulwurfes, die Erde weg, welche ihn hindert, und dieſe fällt in zwei kleinen Häufchen zu beiden Seiten hin, ſo daß in der Mitte gewiſſermaßen ein Gang bleibt. Kein anderer Höhlenbauer Südamerikas verfährt in dieſer Weiſe.“

Über die Fortpflanzung weiß man, wie geſagt, faſt nichts. Man fängt das Tier immer nur zufällig, vorzug8weiſe beim Auswerfen der Bewäſſerungsgräben, welche man da zieht, wo man Felder anlegen will. Einige Male iſt es auh beim Fange anderer Gürteltiere mit gefunden worden. Fn der lebteren Zeit hat man, der häufigen Nachfragen wegen, ſich etwas mehr Mühe gegeben, Schildwürfe zu erlangen; doh muß dies ſehr ſchwer ſein, da Göring, welcher ſih 7 Monate dort aufhielt, troy aller Anſtrengungen und der lo>endſten Verſprechungen nicht ein einziges Stück lebend oder friſ<h getötet erhalten konnte. Noch heutigestags bildet der Bicho ciego einen Gegenſtand der Bewunderung der Eingeborenen. Man läßt jeden gefangenen ſo lange leben, wie ex leben kann, und bewahrt ihn dann als große Merkwürdigkeit auf, ſo gut es eben gehen will, wie es überhaupt den Südamerikanern