Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
Gürtelmaus. Schuppentieve. 683
eigen iſt, Tiere, wel<he ihnen merkwürdig vorkommen, in der Gefangenſchaft zu halten, ohne daß ſie jedoh daran dächten, ſie auh zu pflegen. Da die Leute das Abbalgen und Ausſtopfen nicht verſtehen, findet man Schildwürfe als Mumien in ihren Händen, und eine ſol<he Mumie erhielt au< Göring, eine andere Burmeiſter während ſeines Aufenthaltes in Mendoza.
Die Schuppentiere (Manididae) bilden troß der Ähnlichkeit in Körperform und Lebensweiſe eine von den Ameiſenbären wohl unterſchiedene Familie. Der Leib aller hierher gehörigen Tiere iſt auf der Oberſeite mit großen, plattenartigen Hornſhuppen bede>t, welche dachziegelartig oder beſſer wie die Shuppen eines Tannenzapfens übereinander liegen. Dieſe Bedeckung, das hauptſächlihſte Kennzeichen der Familie, iſt einzig in ihrer Art; denn die Schilde der Gürteltiere und Gürtelmäuſe erinnern nur entfernt an jene eigentümlichen Horngebilde, welche ihrer Form nach eher mit den Schuppen eines Fiſches oder eines Kriech: tieres verglichen werden mögen als mit irgend einem anderen Erzeugnis der Haut eines Säugetieres.
Zur genaueren Kennzeichnung der Schuppentiere mag folgendes dienen. Der Leib iſt geſtre>t, dex Schwanz lang, der Kopf klein, die Schnauze kegelförmig zugeſpizt, Vorderund Hinterbeine ſind kurz, ihre Füße fünfzehig und mit ſehr ſtarken Grabfrallen bewehrt. Nux an der Kehle, der Unterſeite des Leibes und an der Fnnenſeite der Beine fehlen die Schuppen, während der ganze übrige Teil des Leibes in den Harniſch eingehüllt wird. Alle Schuppen, welche mit der einen Spibe in der Körperhaut haften, ſind von rautenförmiger Geſtalt, an den Nändern ſehr ſcharf und dabei ungemein hart und feſt. Dieſe Anordnung ermöglicht eine ziemlih große Beweglichkeit nah allen Seiten hin; die einzelnen Schuppen éönnen ſi<h ebenſowohl ſeitlih hin- und herſchieben, wie der Länge nah aufrihten und niederlegen. Zwiſchen den einzelnen Schuppen und an den freien Stellen des Körpers ſtehen dünne Haare, welche ſich jedoh zuweilen am Bauche gänzlich abreiben. Die Schnauze iſt ſhuppenlos, aber mit einer feſten, hornartigen Haut überde>t. Der Kiefer iſt vollkommen zahnlos. 14—19 Wirbel tragen Rippen, 5 ſind rippenlos, 3 bilden das Kreuz und 24—46 den Schwanz; die Rippen ſind breit, und ihre Knorpel oerknöchern im Alter faſt vollſtändig; das Bruſtbein iſt breit. Die Ba>kenknochen ſind ſehr ſtark, die Handknochen beſonders kräftig. Ein eigener breiter Muskel, welcher wie bei dem Fgel unter der Haut liegt und ſi< zu beiden Seiten der Wirbelſäule hinabzieht, vermittelt die Zuſammenrollung oder Kugelung des Körpers. Die Zunge iſt ziemlich lang und ausſtre>bar; außerordentlich große Speicheldrüſen, welche faſt bis zum Bruſtbeine herabreicen, liefern ihr den nötigen Schleim zur Änleimung der Nahrung, die aus Kerbtieren, vorzugsweiſe wohl aus Ameiſen und Termiten beſteht.
Ein großer Teil Afrikas und ganz Südaſien ſowie einige anliegende Fnſeln ſind die Heimat dieſer ſonderbaren Tiere; Steppen und Waldgegenden in Gebirgen wie in Ebenen bilden ihre Aufenthaltsorte. Wahrſcheinlich wohnen alle in ſelbſtgegrabenen Höhlen, einſam und ungeſellig wie ihre Verwandten, bei Tage verborgen, bei Nacht umherſchweifend. Jn Kordofanu fand ih die Baue des Abu-Khirfa der Araber in großer Anzahl; doch nur einmal gelang es uns, ein Schuppentier zu erhalten. Bei weitem die meiſten Höhlen waren unbewohnt, woraus hervorgehen dürfte, daß auch die Schuppentiere wie die Ameiſenfreſſer oder Gürteltiere mit Anbruch des Tages ſich eine neue Höhle graben, wenn es ihnen zu weit und unbequem iſt, in die alte zurüzukehren. Wie man an gefangenen beobachtete, ſhlafen ſie bei Tage in zuſammengerollter Stellung, den Kopf unter dem Schwanze verborgen. Mit Anbruch der Dämmerung erwachen ſie und ſtreifen nun nah Nahrung umher.