Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
684 Achte Ordnung: Zahnarme; vierte Familie: Shuppentiere.
Jhre Bewegungen ſind gar nicht ſo langſam und träge, wie man früher angenommen hat. Von einer in Weſtafrika, in Liberia, beobahteten Art (Manis gigantea) ſagt Büttikofer: „Dieſes Tier läuft, entgegen den Angaben in Büchern, ſehr \{nell, ſo daß ein Mann es faum einholen könnte, und richtet ſich auf der Flucht bisweilen auf Hinterbeinen und Shwanz auf, um ſih umzuſehen, wobei es ſeine Vorderfüße hängen läßt. Da das Tier ſih weder aufrollen, noh in ſeiner Höhle umdrehen kann, hat leßtere einen beſonderen Eingang und Ausgang.“ Außerdem beſtätigt unſer Gewährsmann die Thatſache, daß zwei andere afrifaniſche Arten (Manis longicandata und M. tricuspis) ebenfalls gute Läufer und zudem gewandte Baumlkletterer ſind; von der leßtgenannten ſagt er: „Wird zahm und kann lange Heit in Häuſern gehalten werden, wo man ſie frei herumlaufen läßt, weil ſie den Ameiſen, Kakerlaken und anderen läſtigen Kerbtieren eifrig nahſtellen. Sehr behende Tiere, die im Umſehen die Dächer der Häuſer und Stämme der Bäume erklettern.“
Dieſelbe Geſchi>klichkeit im Klettern beobachtete Sir Emerſon Tennent an einer aſiatiſchen Art, an dem Pangolin der Malayen. „Jh hatte“, ſagt ex, „immer geglaubt,
Gerippe des Pangolins. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum. g
daß der Pangolin ganz unfähig wäre, Bäume zu beſteigen, wurde aber von meinem zahmen eines beſſeren belehrt. Auf ſeiner Ameiſenjagd beſtieg er häufig die Bäume in meinen Garten und kletterte ganz geſhi>t mit Hilfe der kralligen Füße und des Schwanzes, vermittelſt deſſen er den Baum in ſchiefer Richtung faßte.“ Auch ein Schuppentier, welches Burt beobachtete, wollte immer an den Wänden emporklettern. Von anderen Beobachtern erfahren wix, daß das Tier geradezu die etwas geſträubten Schuppen des Schwanzes benußt, um ſich an die Ninde der Bäume anzuſtemmen. „Um die Leben3weiſe zu beobachten“, {rieb mir Haßkarl, „habe ih mix auf Java mehrmals Scuppentiere gekauft, ſie aber niemals lange beſeſſen, weil mir kein paſſender Naum zu ihrer Unterbringung zur Verfügung ſtand und ih ſie, nah Art der Eingeborenen, mittels einer Schnur an einer ihrer Schuppen befeſtigen und an einem Vaume anbinden mußte. Auf letzteren kletterten ſie ſehr ſchnell und geſchi>t; ſie müſſen aber auch auf dem Boden gut fortkommen können, weil ich diejenigen, welche mit Verluſt ihrer durhbohrten Schuppen entflohen, niemals wiederzuerlangen vermochte.“ Die einzigen Laute, die man von Schuppentieren vernommen, beſtanden in einem Schnarren, Ziſchen oder Fauchen. Geſicht und Gehör ſcheinen ſehr ſ{<hwach entwikelt zu ſein, und der Geruch iſt wohl auh niht beſonders, wenn auch dieſer Sinn das Tier bei ſeiner Jagd leitet. Über die Fortpflanzung weiß man aur ſo viel, daß das Weibchen ein einziges Junges in ſeiner Höhle wirft, welches etwa 30 cm lang und gleih bei der Geburt beſchuppt iſt; doh ſind die Shuppen weih und namentlih gegen die Shnauzenſpiße hin nur wenig entwi>elt. Swinhoe erhielt eine Familie, welhe aus beiden Alten und drei Jungen beſtand; es geht alſo hieraus hervor, wie geringes Gewicht auf die älteren Angaben