Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Langſhwanzſ<huppentier. 685

gelegt werden darf, und wie wenig die Fortpflanzungsgeſchichte der merkwürdigen Tiere noch beobachtet worden iſt.

Die Gefangenſchaft können die Schuppentiere bei geeigneter Pflege längere Zeit ertragen. Sie gewöhnen ſih auch ziemlich leicht an Mil, Brot, ja ſelbſt an Getreidekörner, wenn auch Kerbtiere immer ihre Lieblingsnahrung bleiben. Das Fleiſch wird von den Eingeborenen gegeſſen und als wohlſ<hme>end gerühmt, der Panzer von dieſem und jenem Volksſtamme zum S<hmute verſchiedener Gerätſchaften verwendet; die Schuppen gelten bei verſchiedenen innerafrikaniſhen Völkerſchaften als Zaubermittel oder Talismane und dienen den Chineſen in der Heilkunde zu allerlei Qua>ſalbereien. Hier und da klagt man über den Schaden, welchen Gürteltiere dur<h Unterwühlen von Nubpflanzen verurſachen; im allgemeinen aber machen ſih die harmloſen Geſchövfe dur<h Aufzehren von Ameiſen und Termiten nur verdient um das Beſißtum des Menſchen.

Man unterſcheidet in der Familie der Schuppentiere zwe>mäßigerweiſe nur eine Gattung, deren nicht zahlreiche Arten ſih ziemlih gleihmäßig auf Afrifa und Aſien zu verteilen ſcheinen.

Das Langſchwanzſhuppentier (Manis longicaudata, I. tetradactyla und macrura, Pholidotus longicaudatus) hat eine Geſamtlänge von 1—1,3 m, wovon beinahe zwei Dritteile auf den Shwanz kommen. Bei jüngeren Tieren hat der Schwanz die doppelte Leibeslänge und verkürzt ſih erſt ſpäter mit dem fortſchreitenden Wachstum des Leibes. Dieſer iſt faſt walzenförmig, mäßig di, ſtark geſtre>t und geht allmählih auf der einen Seite in den ziemli< kurzen Hals und in den Kopf, auf der anderen Seite in den Shwanz über. Die Naſe iſt vorſtehend, die Mundſpalte klein, der Oberkiefer ragt über den Unterkiefer vor; die Augen ſind klein und blöde, die Ohren äußerlih kaum ſichtbar, denn an der Stelle der Dhrmuſchel ſieht man nux eine wenig hervorragende Hautfalte; die Beine kurz, plump und faſt gleih lang, ihre Zehen unvollkommen beweglich, die Scharrkrallen an den Vorderfüßen bedeutend größer als die Nägel der Hinterfüße, die Sohlen di>, ſhwielig und na>t, dabei namentli< an den Hinterfüßen nah unten ausgebogen, ſo daß die Krallen beim Gehen den Boden kaum berühren. Der lange und breite, etwas fla<h gedrückte Schwanz verſ<mälert ſi<h von ſeiner Wurzel allmählih gegen das Ende. Die Schuppen bede>en, mit Ausnahme der unteren Außenſeite dex Vorderbeine, die ganze Ober- und Außenſeite des Leibes und am Schwanze auch die Unterſeite, ſteife Borſten die ſhuppenloſen Stellen. Geſicht und Kehle erſcheinen faſt gänzlich kahl. Die außerordentlich feſten und ſcharfſhneidigen Schuppen ſind in der Mitte des Rückens am größten und bilden am Kopfe und an den Leivesſeiten, den Beinen und dem Schwanzende, am Kreuze auf dem Rücken 11 Längsſtreiſen, zwiſchen denen ſi<h nirgends eingemengte Borſten finden. Ziemlich lange, tiefe Streifen laufen von der Wurzel ihrer Oberfläche aus. Auf dem Rücken ſind ſie platt, am Nande des Schwanzes Hohlziegeln ähnlih, an den Leibesſeiten haben ſie die Geſtalt einer Lanzette. Zwei beſonders große Schuppen liegen hinter den Schultern. Gewöhnlich beſteht die Mittel: reihe auf der Oberſeite des Körpers, am Kopfe aus 9, am Numpfe aus 14 und am Schwanze aus 42—44 Schuppen. Jhre Geſamtfärbung iſt ſhwärzlihbraun und ins Nötliche ſpielend; die einzelnen Schuppen ſind am Grunde ſ{hwarzbraun und an den Nändern gelblich geſäumt. Die Borſtenhaare ſehen \{<hwarz aus. Die Heimat des Tieres iſt Weſtafrika.

Die erſte ausführlichere Nachricht über die Lebensart gab Desmarchais. „Jn Guinea findet man in den Wäldern ein vierfüßiges Tier, welches die Neger Quoggelo nennen. Es iſt vom Halſe bis zur Spige des Schwanzes mit Schuppen bede>t, welche faſt wie die Blätter der Artiſcho@Œen, nur etwas ſpißiger geſtaltet ſind. Sie liegen gedrängt