Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Pangolin. Steppenſchuppentier. 689

ſchleimigen Zunge ſehr geſhi>t anzuleimen. Während des Tages waren ſie ruhig und ſtill/ um ſo lebendiger aber mit Einbru<h der Nacht.“

„Chineſen und Jnder re<nen“, wie Tennent ferner bemerkt, „den Pangolin zu den Fiſhen. Jn Fndien nennen die gemeinen Leute das Tier Dſchangelfi\<h; in einem Berite über chineſiſche Naturgeſchichte heißt es: Der Ling-Le oder Hügelkarpfen wird ſo genannt, weil Geſtalt und Ausſehen denen eines Karpfen ähneln; ſeit er auf dem Lande in Höhlen und Felſenrißen der Hügel (ling) wohnt, erhielt er ſeinen Namen. Einige nennen ihn au< wohl Lung-le oder Drachenkarpfen, weil ſeine Schuppen denen eines Drachen ähneln.“ Adams, deſſen Mitteilungen lettere Angaben entnommen zu ſein ſcheinen, erwähnt no<, daß die Chineſen unter anderem erzählen, der Pangolin ſtelle verſchiedenen Kerbtieren und namentlich Fliegen gefährliche Fallen, indem er die Shuppen ſeines Panzers lüfte und warte, bis eine Anzahl von Kerfen, dur ſeine Ausdünſtung angezogen, ſi dazwiſchen angeſammelt habe, ſodann die ganze Geſ ellſhaft durch plöglihes Zuſ ammenflappen des Schuppenpanzers tôte und \{<ließli<h die ſ<hmähli< Betrogenen verzehre. Man ſicht den Pangolin oder einen ſeiner Verwandten (ZM. dalmanni) oft in den Händen der Chineſen, welche ihn als anziehendes Schautier betraten und ſeine Schuppen als Arzneimittel verwenden, ſein ſaftiges Fleiſh jedo<h niht auf ihren Tiſch bringen.

Einen verhältnismäßig kurzen, breiten an der Spie mehr oder weniger ſtumpf abgerundeten Schwanz hat das Steppenſ<huppentier (Manis temminckii, Phatages und Smutsía temminckü, Ph. hedenborgii). Es wurde von dem Reiſenden Smuts aufgefunden und von Smith mit großer Genauigkeit in ſeinen Beiträgen zur ſüdafrikaniſchen Tierkunde beſchrieben. Jn der Größe und Geſtalt ähnelt es am meiſten dem indiſchen Verwandten. Der Shwanz, welcher faſt die Länge des Körpers erreicht, nimmt erſt gegen das Ende zu ab, wo er ſi plözli<h abrundet und abſtußt. Der Rumpf iſt breit und der Kopf kurz und di>. Eiförmige Schuppen bede>en den Kopf, ſehr große, an der Wurzel fein läng8gefur<hte, an der Spige glatte ordnen ſi< am Rü>en in 11—18, am Schwanze in 5 und hinten in 4 Reihen. Die Mittelreihe zählt am Kopfe 9, am Rücken 13 und am Schwanze 6 Shuppen. Auch auf der unteren Seite des Schwanzes liegen zwei Reihen dieſer Horngebilde. Jhre Färbung iſt ein blaſſes Gelblihbraun, die Spize lichter, oft mit einem länglichen, gelben Strich umrandet. Die na>ten Teile ſind dunkelbräunlih, die Augen rötlichbraun. Die Schnauzenſpige iſt ſhwarz. Erwachſene Männchen erreichen eine Geſamtlänge von ungefähr 80 em, wovon der Schwanz etwa 30 cm wegnimmt. Das Steppenſchuppentier bewohnt vornehmli< Oſt- und Südafrika, findet ſih aber auc in Weſtafrika.

Der Abu-Khirfa oder Rindenvater wie die Nomaden Kordoſans das Steppen\huppentier nennen, findet in den termitenreihen Steppen Afrikas hinlängliche Nahrung und erwünſchte Einſamkeit. Erdlöcher bilden ſeine Wohnungen; doch gräbt es ſich niemals ſo tief ein wie das Erdferkel. Wie dieſes ein Nachttier, kommt es erſt nah Einbruch der Dämmerung zum Vorſchein, iſ weder behende no< flüchtig und vermag nicht, ſi gegen Feinde zu verteidigen. Ameiſen, Termiten, Heuſchre>en, Käfer, vielleicht auch Würmer, bilden ſeine Nahrung. Das einzige (?) Junge, welches es wirft, kommt ſchon völlig beſhuppt zur Welt; doh ſind die Schuppen no< weih und gegen die Schwanzſpitze hin wenig entwi>elt, Die Nomaden jagen das Tier nirgends, und deshalb iſt es ſ{<wer, eines zu erhalten. Ein uns gebrachtes Stüc, und zwar ein erwachſenes Männchen, war von einem Zürken zufällig erlegt worden, als es aus ſeiner Höhle kam. Der durch die ſonderbare Erſcheinung aufs höchſte überraſchte Osmane hatte nihts Eiligeres zu thun, als mit ſeinem Säbel einen fürchterlichen Hieb auf den Panzer des Ungeheuers zu führen und mußte zu noh größerer Überraſchung bemerken, daß dieſer Hieb kaum eine Wirkung geäußert hatte.

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. Il. 44