Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

690 Achte Ordnung: Zahnarme; vierte Familie: Shuppentiere.

Wir fanden nur den dritten Teil einer Schuppe abgehauen und einige andere etwas verlegt. Ein ven Türken begleitender Araber tötete das ihm bekannte Weſen mit einem einzigen Schlage auf den Kopf und hing es dann als Siegeszeihen an das Pferd ſeines Herrn, welcher ſi< ein Vergnügen daraus machte, ſeine Beute uns als Geſchenk zu übergeben.

Später ſah ich eines der merkwürdigen Geſchöpfe lebend bei einem Kaufmanne in Chartum, welcher es mit Milch und Weißbrot ernährte. Es war vollkommen harmlos wie ſeine übrigen Gattungsverwandten; man konnte mit ihm machen, was man wollte. Bei Tage lag es zuſammengerollt in irgend einer E>e, nachts kam es hervor und fraß, indem es die Zunge wiederholt in die Milch eintau<hte und ſchließli< auh das Weißbrot anleimte. Ein Steppenſchuppentier, welches von Heuglin gefangen hielt, war ſehr reinli<h und eifrig

Steppenſhuppentier (Manis temminckiü). natürl. Größe.

bemüht, ſeinen Unrat immer ſorgfältig zu verbergen. Ehe es ſeinem Bedürfniſſe genügte, grub es nach Art der Katen jedesmal ein Loh und de>te es dann ſorgfältig wieder mit Erde zu. Jn der Mittagszeit ſhwißte es außerordentlich ſtark und verbreitete dann einen höchſt unangenehmen Geru<h. Mit Läuſen und Flöhen war es ſehr geplagt; denn es konnte dieſen Schmarogern nirgends beikommen und machte oft die allerſonderbarſten Anſtrengungen, um ſi von den läſtigen Gäſten zu befreien. Seine Koſt beſtand in Milch, Eiern und Meriſa, einem bierartigen Getränke der Fnnerafrikaner. Nach Th. von Heu glins Angaben bewohnt das Steppenſchuppentier eine ſelbſtgegrabene Höhle, welche jedoh minder tief iſt als die des Erdferkels. Hier ſ{hläft es am Tage in zuſammengerollter Stellung, wobei es den Kopf unter dem Schwanze verbirgt. Gewöhnlich geht es nur auf den Hinterfüßen, ohne mit dem ſehr beweglichen Shhwanze den Boden zu berühren, iſt auch im ſtande, den Oberkörper faſt ſen ret in die Höhe zu rihten. Da es ſeinen Feinden dur die Flucht nicht zu entkommen vermag, auh ſonſt wehrlos iſt, bleibt ihm nur das eine Mittel übrig, angegriffen, \ſi{h zu einem feſten Knäuel zuſammenzurollen und ſih ſo dem Gegner preiszugeben, in der Hoffnung, daß es ſein feſter Panzer genügend vor Zahn und Klaue ſchüßen werde. Seine