Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Grdfertel. 6993

eines größeren Tieres oder eines Menſchen von weitem vernehmen, und ſo iſt es faſt regelmäßig in Sicherheit, ehe die Gefahr ſi<h naht. Seine große Stärke befähigt es übrigens au, mancherlei Gefahren abzuwehren. Der Jäger, welcher ein Erdferkel wirklih überraſcht und feſthält, ſezt ſi< damit noch keine3wegs in den Beſiß der erwünſchten Beute. Wie das Gürteltier ſtemmt es ſi, ſelbſt wenn es nux halb in ſeiner Höhle iſt, mit aller Kraft gegen die Wandungen, gräbt die ſcharfen Klauen feſt ein, krümmt den Rüden und drückt ihn mit ſoler Gewalt nach oben, daß es kaum mögli<h wird, auh nur ein einziges Bein auszulöſen und das Tier herauszuziehen. Ein einzelner Mann vermag dies nie; ſelbſt mehrere Männer haben genug mit ihm zu thun. Man verfährt daher ganz ähnlich wie in Amerika mit den Gürteltieren. Die Eingeborenen Oſtſudans nähern ſih vorſichtig dem Baue, ſehen an der in der Mündung liegenden Erde, ob ein Erdferkel darin iſt oder niht, und ſtoßen nun plößlih mit aller Kraft ihre Lanze in die Tiefe der Höhle. FJſt dieſe gerade, ſo wird au< regelmäßig das Tier getroffen, iſt ſie krumm, ſo iſt die Jagd um}onſt. Jm entgegengeſeßten Falle aber haben die Leute ein ziemlih leihtes Spiel; denn wenn auch das Erdſchwein nicht gleich getötet werden ſollte, verliert es doch ſehr bald die nötige Kraft zum Weiterſcharren, und neue Lanzenſtiche enden ſein Leben. Gelingt es, das Tier lebend aus ſeinem Gange herauszureißen, fo genügen ein paar Schläge mit dem Stoke auf den Kopf, um es zu töten.

Drummond iſ in Südafrika auf das Erdferkel auh bei Tage geſtoßen und hat ein in den Bau geflüchtetes erfolgreih ausgraben laſſen. Er ſchildert den Vorgang, der ſi zuirug, während er in der Steppe auf Kleinwild jagte, folgendermaßen: „Mein Hund, der mir bei der Suche zu weit vorausgeeilt war, zog plößlih an. Jh lief nach ihm hin und rief ihm zu, aber er achtete niht darauf, und ehe ih no<h in Schußweite gelangt war, ſah ih ein nicht erkennbares Tier im Graſe aufſpringen und davonlaufen; der Hund heßte es ſcharf mehrere Hundert Schritt weit und blieb dann vor einem der zahlreih in der Steppe verſtreuten Löcher ſtehen. Dort erkannte ih auh aus den Spuren, daß ih es mit einem Erdferkel zu thun hatte. J< verſuchte zunächſt, es aus ſeinem anſcheinend niht tiefen Verſte>e herau3zuräuchern; dies mißlang mir aber, obwohl ih viel Brennſtoff in das Loch ſ{<hob und meinen Ro> über die Mündung de>te, um den Nauch zurü> zu halten. Nun ſandte ih den mich begleitenden Kaffer zum Wagen, um Spaten zu holen; während i<h 2 Stunden wartete, hörte ih, wie das Erdferkel in der Tiefe unabläſſig weiterſcharrte. Als endlih meine Leute mit Werkzeugen kamen, ließ ih ſie eifrigſt nahgraben, erfannte aber nah einer halben Stunde, daß wir unſer Wild auf dieſe Weiſe niht einholen würden. Darum änderte ih das Verfahren, horhte aufmerkſam, wo ſih das Tier befand, in welcher Richtung es arbeitete, und ließ nun etwa 1 m vor ihm ein ſenkrehtes Loch in den Boden \{<lagen. Nach einer Stunde waren wir dem Erdferkel ſo nahe gekommen, daß es vom Wühlen abließ, zurü>kwich und endlih aus dem Baue fuhr, worauf ih es mit einem Schuſſe erlegte.“

Über die Paarung und Fortpflanzung fehlen no< genauere Nachrichten. Fn den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebietes wirft das Weibchen im Mai und Funi ein einziges Junges, welches na>t zur Welt kommt und ſehr lange von der Alten geſäugt wird. Nach Jahresfriſt iſt es am ſtärkſten behaart; ſpäter reiben ſih die Haare dur das Arbeiten unter der Erde mehr und mehr ab.

Ein von ihm gefangen gehaltenes Erdferkel fütterte von Heuglin mit Milch, Honig, Ameiſen, Datteln und anderen Früchten. Das Tier wurde bald zahm, gewöhnte ſih an den Pfleger und folgte ihm nach, wenn ex im Hofe umherging. Durh ſeine ſehr komiſchen Sprünge gewährte es Vergnügen, war jedoch im ganzen ein ſtumpfſinniger und langweiliger Geſell, welcher, ſobald er konnte, ſi<h vergrub und faſt den ganzen Tag über \{<lief. Für ſeine Loſung, welche einen ſehr durhdringenden Geruch beſißt, harrte er ſtets, bevor er