Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, str. 291
Jak: Verbreitung. Herdenleben. Weſen. Fortpflanzung. 20D
ſolcher niht vorhanden iſt, ſcharrt er die Erdkruſte auf und bildet ſih eine Lagerſtätte. Doch ſieht man ihn hier und da, wenigſtens im Winter, au< auf der Stelle liegen, wo er geweidet hat. Waſſer iſt ihm notwendige Lebensbedingung. Unzählbare Fährten und Kothaufen in der Nähe niht zugefrorener Quellen bewieſen Prſhewalski/ daß leßtere regelmäßig aufgeſucht werden. Nux an ſolchen Stellen, denen Waſſer auf weithin mangelt, begnügt ſi< das Tier mit Schnee.
Ungeachtet ſeiner Kraft ſteht der Jak hinſichtlich ſeiner Begabungen anderen Tieren des Hochgebirges nah. Jm Bergſteigen 1wetteifert er allerdings mit Wildſchafen und Steinböen: denn er fettert im höchſten und wildeſten Gefelſe, auf Graten und ſchroffen Abſtürzen mit derſelben Sicherheit wie dieſe; im Laufen auf ebener Fläche aber wird er von jedem Pferde eingeholt. Unter ſeinen Sinnen übertrifft der Geruch bei weitem alle übrigen. Einen Menſchen wittert der Jak ſchon auf 500 Schritt, unterſcheidet ihn jedoh bei hellem Tage kaum auf 1000 Schritt, bei bewölktem Himmel höchſtens auf die Hälfte dieſer Entfernung von einem anderen Gegenſtande, und er hört ſo {<hwa<h, daß der Hall von Schritten oder fonſtiges Geräuſch erſt dann Unruhe in ihm wachruft, wenn es aus nächſter Nähe ſein Ohr trifft. Daß der Verſtand auf tiefer Stufe ſteht, beweiſt ſhon das unverhältnismäßig kleine Gehirn, mehr aber noh ſein Gebaren im Falle der Gefahr und Not. „Die bemerkenswerteſte Eigenſchaft des Jaks“, ſagt Prſhewalski, „iſt ſeine Trägheit. Früh und abends geht er auf die Weide; den Reſt des Tages widmet er der Ruhe, welcher er ſi ſtehend oder liegend hingibt. Währenddem bekundet nur das Wiederkäuen, daß er lebt; denn im übrigen ähnelt er einem aus Stein gemeißelten Standbilde.“
Doch dieſes Weſen ändert ſi< gänzlih, ſobald die Liebe ſih regt. Nach Aus ſage der Mongolen beginnt die Paarungszeit im September und währt einen vollen Monat. Bei Tag und Nacht ſind jezt die Stiere in Unruhe und Aufregung. Die Einſiedler geſellen \ſi<h den Herden, laufen, Kühe ſuchend und dabei beſtändig grunzend, wie ſinnlos umher, treffen aufeinander und treten ſi ſtreitluſtig gegenüber, um im ernſteſten Zweikampfe des Sieges Preis zu erringen. Unter furchtbaren Stößen, welche zuweilen ein Horn an der Wurzel brechen, ſtürzen ſi die gewaltigen Tiere aufeinander; keiner der dien Schädel aber bricht, und auh bedeutende Wunden, welche einer dem anderen zufügt, heilen ſ{<nell. Befriedigt oder überſättigt und ermattet ziehen ſie ſih nah der Ninderzeit wieder zurü>/ ſ{weigen fortan und führen wiederum dieſelbe Lebensweiſe wie früher. 9 Monate nah der Paarung bringt die Kuh ihr Kalb zur Welt und pflegt es über 1 Jahr lang, da ſie, nah Angabe der Mongolen, nur alle 2 Jahre trächtig gehen ſoll. Jm 6.—8. Jahre ſoll der Jak erwachſen ſein, im 25. alters\<wa< verenden, falls niht Krankheit oder die Kugel eines Jugers ſein Leben kürzt. Andere Feinde, welche ihm verderblih werden könnten, erklimmen ſeine heimatlichen Höhen nicht.
Die Jagd des Jaks iſt für einen mutvollen und wohlbewaffneten Schüßen ebenſo ver lo>end wie gefährlih. Dhne Bedenken, wenn au< niht unter allen Umſtänden, ſtürzt fich das gewaltige Tier, falls es nicht tödlich getroffen wurde, auf den Jäger, und dieſer kann, auh wenn er Mut, Geſchi> kaltes Blut und die beſten Waffen beſitzt, niemals mit Sicherheit darauf re<nen, den wütend anſtürmenden, übermächtigen Gegner durch einen ferneren Schuß zu fällen. Die Kugel der \chärfſten Büchſe dringt nur dann zerſtörend in den Kopf ein, wenn ſie ſenkrecht auf die kleine Stelle trifft, welche das wenig umfangreiche Hirn det, und ein Vlattſchuß tötet nur in dem Falle, daß er das Herz durchbohrt. Aus dieſen Gründen fürchten die Mongolen den Jak gleich einem Ungeheuer, gehen ihm gern aus dem Wege und feuern, wenn ſie ſi< wirkli<h zur Jagd entſchließen, immer nur aus ſicherem Verſtecke und gemeinſchaftlih, ihrer 8—12, auf den Rieſen des Gebirges, hoffend, daß er ſie niht wahrnehme, deshalb flüchte, nah 2—8 Tagen an ſeinen Wunden verende und dann glüc>tlih von