Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

34 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.

ſchwachen Verſuchen mag es nicht gefehlt haben, und dieſe wären wohl nicht fruchtlos geblieben, wenn wie in Fndien ſo auc in Afrika tüchtige Herrſcher dauernde Staatsgebilde geſchaffen hätten. Die Überlieferungen mancher Stämme erzählen von gezähmten Elefanten, auf deren Nü>en einſt irgend welche mächtige Häuptlinge ih ihrem Volke gezeigt haben ſollen. Alte Nachrichten vermelden auh von dem ſagenumwobenen Großherrn des Reiches Monomotapa (in Südoſtafrika, ſüdlih vom Sambefi und binnenwärts von Sofala), daß er auf einem Elefanten zu reiten pflegte. Dapper, welcher vor mehr denn zwei Jahrhunderten alle afrikaniſche Zuſtände betreffenden Mitteilungen eifrigſt ſammelte, ſagt in ſeiner Beſchreibung des Reiches Monomotapa: „Aber man findet alda gans keine Pferde, oder anderes Reitvieh, als Elefanten; die in den Büſchen, mit ganzen hauffen herümſchweifen; wie dan auch die vielen Elefantenzähne, welhe von dar kommen, bezeugen. Es helt ſi alhier gleichesfals ein Tier auf, welches Alſinge genennet wird, und einem Hirſche gleichet.“ Von dem Thun des Großherrn weiß unſer Gewährsmann unter anderem folgendes zu berichten: - „Wan er reiſefärtig iſt, oder auf den Weg ſih begeben wil, dan giebt er niemand gehör. Auch begiebt er ſi<h niemahls aus ſeinem Schloſſe, als über ein friſ<h geſ<hlahtetes Vich, ſo wohl wan er zu Pferde (!)/, oder auf einem Elefanten, oder auf dem Tiere Alſinge, welches er glei<hwohl ſelten gebrauchet, ſißet, als wan er zu fuße ausgehet.“

Die lebte Nachricht über die Verwendung gezähmter afrikaniſcher Elefanten, die wir als geſchi<tli< beglaubigt anſehen dürfen, bezieht ſi<h auf einen Vorgang, der ſi< im Jahre der Geburt des Religionsſtiſters Mohammed (569) zutrug. Die 105. Sure „Elfil“ des Korans beginnt mit dem Saße: „Erwägſt du niht, wie dein Herr die Elefantenreiter behandelt hat?“ Auf die moslemiſchen Ausleger des Textes geſtüßt, bemerkt hierzu Wahl: „„Die Geſchichte, worauf ſich dieſes bezieht, iſt folgende: Abraha Fbn Elzebah, abeſſiniſcher Vizekönig von Jemen, der <riſtlichen Religion zugethan, hatte zu Sana, der Hauptſtadt des Glü>lichen Arabien, eine prächtige Kirche bauen laſſen, in der Abſicht, die Araber dahin zu ziehen und ſie dadur< von Beſuhung ihres Tempels in Mekka abzulo>en. Als nun die Koreiſchiten bemerkten, daß die Wallfahrten zu der Kaaba abnahmen, ſandten ſie einen Araber, Namens Nofail, ab, welcher ſi bei Nacht in die neue Kirche einſ<hli<h und den Altar und die Mauern mit ſeinem Unflate beſudelte. Dieſe ſhändlihe Handlung brachte den erbitterten Abraha zu dem Entſchluſſe, den Tempel zu Mekka zu zerſtören. Er zog alſo an der Spige eines ſehr beträchtlichen Kriegsheeres, wobei ſih eine Anzahl Elefanten (13 gibt man an) befanden, gegen Mekka. Als aber das Heer dort anlangte und Abraha, auf ſeinem Elefanten (Mahmud genannt) reitend, den Einzug halten wollte, weigerte \ſi<h dieſer Elefant, weiß und von ſehr anſehnlicher Größe, weiterzugehen und warf ſih auf die Kniee oder ging nach jeder anderen Seite, nux niht zur Stadt Mekka, wohin ex gehen ſollte. Die moslemiſchen Schriftſteller haben niht unterlaſſen, dieſes Ereignis als einen beſonderen göttlihen Schuß des heiligen Tempels zu Mekka zu betrachten; allein es iſt bekannt, daß die Elefanten nicht ſelten dergleihen Mucken haben. .…. Die Geſchichte des Elefantenkrieges hat ſi<h in dem Fahre ereigne>, da Mohammed geboren wurde. Den Arabern wär das Schauſpiel eines Elefantenheeres im Kriege etwas ſo Neues und ſchon der Anbli> der rieſenmäßigen Geſchöpfe, die Arabien nicht hat, etwas ſo Auffallendes, auch der Ausgang der Begebenheit ſo merkwürdig, daß ſie ihre Fahre davon zu zählen anfingen, und dieſe den arabiſchen Schriftſtellern allgemein bekannte Fahrre<hnung, die geraume Zeit im Gange geblieben iſt, heißt „Elfil“ die „Fahrrehnung oder Epoche des Elefanten“. Die Einführung einer eigenen, nach der merkwürdigen Begebenheit benannten arabiſchen Zeitrehnung ſowie das einſtimmige Zeugnis aller arabiſchen Geſchichtſchreiber über die Begebenheit als eine hiſtoriſche Thatſache, obgleich die Erzählung in Nebenpunkten etwas abweicht und mehr oder weniger Wunderbares in ſih aufgenommen hat, bürgen für die Wahrheit des Vorfalles.“