Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

688 Vierzehnte Drdnung: Beuteltiere; vierte Familie: Beuteldachſe.

Man hat dieſes merkwürdigen Fußbaues wegen dem Tiere ſeinen wiſſenſchaftlichen Namen gegeben, welcher ſo viel wie „ſchweinefüßig“ bedeutet, obwohl bei Lichte beirachtet dieſe Ähnlichkeit nur eine geträumte iſ. Auch mit ſeinem Artnamen hat es eine eigentümliche Bewandtnis. Der Entde>er unſeres Tierchens, Thomas Mitchell zog den erſten und einzigen Stußbeutler, welchen er erbeutete, lebend aus einem hohlen Baume heraus, in welchen ſi<h das Tier geflüchtet hatte, und zwar nicht weniger zu ſeinem Erſtaunen als zur Verwunderung der Eingeborenen, welche erklärten, niemals ein ſolhes Geſchöpf geſehen zu haben. Am meiſten fiel dem Naturforſcher der Mangel des Schwanzes auf, und deshalb gab er ihm den Artnamen ecaudatus (\{<wanzlos). Später nah Europa gekommene Stußbeutler beſaßen aber ſämtli<h Schwänze, und es zeigte ſih alſo, daß das erſte Stück der Art, welches in die Hand der Forſcher gekommen war, durch einen unglü>lihen Zufall des

Stuhb utler (Choeropus castanotis). 1/4 natürl. Größe.

Schwanzes beraubt worden war, daß man ſomit, wenn auch ungern, den erſten Artnamen ändern mußte.

Unſer Tier erreicht etwa die Größe eines kleinen Kaninchens; ſeine Länge beträgt ungefähr 35 cm, wovon 10 auf den Schwanz kommen. Der lange, lo>ere, weiche Pelz iſt auf der Oberſeite braungrau, unterſeits weiß oder gelblihweiß, der Shwanz oben ſhwarz, an der Spite und Unterſeite bräunlichweiß; die großen Ohren ſind mit roſtgelben, gegen die Spiße hin mit ſ{<hwarzen Haaren bede>t, die Vorderpfoten weißlich, die hinteren blaßrot, ihre große Zehe iſt {mußigweiß.

So viel man bis jett erfahren hat, bewohnt der Stubbeutler ziemlih ganz Auſtralien, vielleicht mit Ausnahme des äußerſten Nordens, Oſtens und Nordoſtens. Mit dürrem, ſ{hneidigem Graſe bewachſene Ebenen bilden ſeine Hauptaufenthaltsorte. Fm allgemeinen lebt er wie die Beuteldachſe, baut ſih aber aus tro>Æenem Graſe und Blättern ein ziemlich künſtliches Neſt, ſo verſte>t unter dichtem Geſtrüppe, daß ſelbſt ein erfahrener Jäger Mühe hat, es aufzufinden. Seine Nahrung ſoll ein Gemiſch verſchiedener Pflanzenſtoffe und Kerbtiere ſein. Genaueres iſt bis jeßt über ſeine Lebensweiſe niht bekannt geworden