Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Beutelmarder: Allgemeines. 689

Die Naubbeutler (Dasynuridae) bilden mit 7 Gattungen und 26 Arten die zweite Familie ihrer Unterordnung. Vorder- und Hinterbeine ſind bei ihnen ziemli<h glei lang, die erſteren mit fünf, die lebteren, an denen nie Zehenverwachſung ſtattfindet, mit ebenſo vielen oder nur vier unter ſih ziemli< gleichen Zehen verſehen; der Hinterdaumen fehlt oder iſt, wenn vorhanden, klein und krallenlos. Der behaarte Schwanz iſt lang und nicht zum Greifen taugli<h. Der Magen iſt einfah; ein Blinddarm fehlt. Der Beutel fehlt bei einigen; wo er vorhanden iſt, öffnet er ſi< na<h vorn oder unten.

Unter den hierher gehörigen Tieren ſtellt man die 6 Gattungen und 25 Arten zählende Unterfamilie der Beutelmarder (Dasyurinae) obenan. Die Kennzeichen liegen in dem Gebiſſe, welches in jeder Kinnlade oben 4, unten 3 Schneidezähne, 1 E>zahn, 2—4 Liücken-

Gerivve des Beutelwolfe3. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

und 4 Backenzähne enthält. Alle zu dieſer Familie zählenden Arten leben gegenwärtig nur im auſtraliſchen Reiche, von Neuguinea bis Tasmanien.

Die Beutelmarder halten ſi< ebenſowohl in Wäldern wie in felſigen Gegenden oder an den Ufern des Meeres auf und leben hier entweder in tiefen Erdhöhlen und Erdlöchern, unter Baumwurzeln und im Steingeklüfte der Felſen, oder in hohlen Bäumen. Die einen bewegen ſi< bloß auf dem Boden, die anderen klettern vortrefflih, und einige halten ſich faſt aus\<ließli< auf den Bäumen auf. Jhx Gang iſt ſhleihend und bedächtig, weil ſie mit ganzer Sohle auftreten. Faſt alle ſind nächtliche Tiere, welche den Tag in ihren Zufluchtsorten verſchlafen und mit der Dämmerung auf Raub ausgehen. Bei dieſen Streifzügen ſuchen ſie die Küſten des Meeres ab und verzehren hier alle von der See ausgeworfenen Tiere, dieſe mögen friſch oder faul ſein; die, welche auf den Bäumen wohnen, nähren ſih hauptſächlih von Kerfen und jagen höchſtens kleinen Säugetieren ſowie Vögeln und deren Eiern nach; die größten Arten beſuchen auch wohl die menſhlihen Wohnungen und erwürgen dort nah Marderart oft in einer einzigen Nacht den ganzen Hühnerbeſtand oder plündern, wie die frehen Füchſe des Nordens, Speicher und Vorratskammern und ſtehlen hier Fleiſch und Spe>. Die kleineren Arten zwängen ſi durch die engſte Öffnung und ſind deshalb ebenſo verhaßt wie Marder und Jltis, die größte fällt die Schafherden an und holt ſih ab und zu ein Stüc aus ihrer Mitte. Viele führen die Nahrung mit den Vorderpfoten zum Maule.

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. 11 44